Startseite
zurück weiter
1.2.2. Die Schleuderwaffen

Unter Schleuderwaffen versteht man Gerätschaften, die zum Abschuß von Wurfgeschossen dienen. Sie sind flexibel, meist aus Leder, und dienen als Verlängerung des Armes bei der Wurfbewegung oder funktionieren durch Elastizität.

o 1.2.2.1. Die Schleuder
o 1.2.2.2. Die Stabschleudern
o 1.2.2.3. Die Schaftschleuder


zum Seitenanfang 

1.2.2.1. Die Schleuder Schleuder

Die Schleuder (engl.: Sling, franz.: Fronde) gibt es, solange Geschichte geschrieben wird, vermutlich sogar noch wesentlich länger. Die einfache Schleuder besteht aus einem Streifen Stoff oder Leder mit einer muldenartigen Verbreiterung, in die das Geschoß eingelegt wird.

Die Waffe wird an beiden Riemenenden festgehalten und über dem Kopf herumgewirbelt. Wenn die höchste Geschwindigkeit erreicht ist, läßt man im richtigen Moment eines der Streifenenden los, so daß sich die Waffe öffnet und das Geschoß freigibt, welches dann in die angestrebte Richtung (hoffentlich) davonfliegt, schneller als es geworfen werden könnte.

Die Schleuder ist eine billige und leicht herzustellende Waffe. Daher ist sie bei einfachen Leuten sehr beliebt, zumal sie eine gute Jagdwaffe für Kleinwild darstellt. Das Schleudergeschoß ist entweder ein glatter, abgerundeter Stein oder eine Metallkugel. Während Steine leicht zu finden sind (in den meisten flachen Bächen liegen haufenweise geeignete Geschosse), verursachen die Metallkugeln mehr Schaden und fliegen weiter als Steine.

Ein so geschleudertes Projektil kann schlimme Prellungen oder gar gebrochene Knochen erzeugen. Da die Stein- oder Bleikugeln leicht tödlich sind, wenn sie das Gesicht treffen, sind auch die Fußkämpfer mit Schleudern gefürchtet. Eine gute Rüstung kann man mit einer Schleuder allerdings nicht durchschlagen, da die Schleuder dagegen den größten Teil ihrer Wirkung verliert.

Schleudern lassen sich gut verstecken und sind leise. Die Waffe ist einfach herzustellen, und die Munition ist leicht zu finden. Die Geschosse der Schleuder besitzen eine gute Reichweite und verursachen moderaten Schaden. Wenn man die Schleuder draußen im Grünen einsetzt, leidet man eigentlich nie unter Munitionsmangel. Der Umgang mit der Schleuder ist allerdings recht schwierig, wie jeder leicht selbst ausprobieren kann, und wahre Meister mit dieser Waffe sind selten.

Überhaupt, hat diese Waffe eher in der antike Verbreitung gefunden, denn im Mittelalter. Bereits in der Bibel findet sich die Schleuder, denn David besiegte den Riesen Goliath mit ihr, lange vor unserer Zeitrechnung. Schleudern wurden sehr oft von den frühen Völkern des Mittelmeerraums eingesetzt. Die Römer rüsteten ihre Truppen nicht mit Schleudern aus, aber sie erlaubten ihren Bundesgenossen, diese zu verwenden.

Die Schleuder wurde aber auch im Mittelalter benutzt, und auf dem Teppich von Bayeux sind Schleuderer abgebildet, nicht als Krieger, sondern als Jäger. Schleudern wurden in den europäischen Armeen bis zum 16. Jahrhundert eingesetzt.


zum Seitenanfang 

1.2.2.2. Die Stabschleuder

Stabschleudern besitzen einen Stab als Verlängerung des Wurfarmes, an den sich die eigentliche Schleuder anschließt. Sie werden nicht herumgewirbelt, sondern verschießen ihre Projektile mittels einer einzigen Wurfbewegung. Die Stabschleuder (engl.: Staff-Sling, franz.: Bâton Fronde, lat.: Fustibalus), auch im deutschsprachigen Raum oft noch Fustibalus genannt, besteht aus einem 0,90 bis 1,20 Meter langen hölzernen Stab, an dessen einem Ende eine Schleuderschlinge befestigt ist.

Der Stab dient dazu, die Reichweite für schwerere Objekte, die damit geworfen werden, zu erhöhen, da der Angreifer sie mit ihm schneller herumschwingen kann. Er dient nicht dazu, die Reichweite von gewöhnlichen Schleuderkugeln zu erhöhen. Mit Steinen und Kugeln ist die Reichweite sogar schlechter.

Die optimale Munition für diese Waffe ist der Stinktopf, ein Tonkrug, der mit brennendem Schwefel oder ungelöschtem Kalk gefüllt ist. Wegen des Bogens, in dem die Stabschleuder ein Geschoß schleudert, kann man mit dieser Waffe nicht auf Gegner in kurzer Entfernung schießen, da diese damit kaum zu treffen sind. Sie besitzt eine schlechtere Reichweite als die Schleuder und ist eine langsamere Waffe, aber die Stabschleuder kann schwerere Objekte verschießen und im Handgemenge notfalls als Knüppel verwendet werden.


zum Seitenanfang 

1.2.2.3. Die Schaftschleuder

Schaftschleudern dienen dazu, geradlinige Wurfgeschosse mit Schäften, wie z.B. Speere zu schleudern. Auch hierbei wirkt das Prinzip des verlängerten Wurfarmes, wodurch die Geschoßgeschwindigkeit erhöht wird. Die Speerschleuder (engl.: Spear Thrower, franz.: Fronde des Javelot) dient zum Werfen eines Speeres. Sie verleiht der Waffe mehr Schwung, was in einer höheren Reichweite und einer größeren Trefferwucht als beim Wurf mit der Hand resultiert.

Speerschleudern haben die verschiedensten Formen. Sie bestehen aus Holz, Horn oder Knochen mit Teilen aus Leder. Sie sind mit Vertiefungen oder Auskehlungen versehen, in die das hintere Ende des Speers gesteckt wird. Wenn man eine dieser Speerschleudern verwendet, verdoppelt sich die Reichweite der Waffe. Speerschleudern gab es schon in der Steinzeit.

Eine besondere Form der Speerschleuder ist das Atl-Atl. Dies ist ein Stab, entlang dem eine breite, flache Furche verläuft, und an dessen Ende sich ein Knoten befindet. Man legt einen leichten Wurfspeer hinein, so daß der Fuß des Wurfspeers auf dem Knoten aufliegt und der Wurfspeer in der Furche liegt. Der Krieger hält es am anderen Ende fest. Wenn er danach den Wurfspeer schleudert, setzt er das Atl-Atl als Hebel ein und kann ihn viel weiter werfen als zuvor.


zum Seitenanfang 

o Die mittelalterlichen Waffen
o 1. Die Offensivwaffen
   o 1.1. Die Nahkampfwaffen
   o 1.2. Die Fernwaffen
      o 1.2.1. Die Wurfwaffen
      o 1.2.2. Die Schleuderwaffen
      o 1.2.3. Die Bögen
      o 1.2.4. Die Armbrüste
      o 1.2.5. Die Feuerwaffen
      o 1.2.6. Die ballistischen Waffen
      o 1.2.7. Die Munition für Fernwaffen
o 2. Die Defensivwaffen
o 3. Die Schmiedekunst
o Gesamtinhalt


zum Seitenanfang 

zurück weiter


© 1999 - 2007 by SilentShadow - Version: 11.01.2007 - zurück zur Startseite