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1.2.6. Die ballistischen Waffen

Ballistische Waffen sind solche, die wegen ihrer Größe und ihres Gewichts nicht mehr getragen werden können sondern fest montiert sind. Sie schleudern ihre verschiedenartigen Geschosse aus eigener Kraft und müssen vom Schützen (Ballistiker oder Kanonier) nur auf das Ziel ausgerichtet und ausgelöst werden. Dabei beschreiben die meisten Geschosse eine bogenförmige Bahn (Parabel), da sie vom Gerät geschleudert oder geworfen werden. Andere Projektile haben jedoch eine beinahe geradlinige Flugbahn.

o 1.2.6.1. Die Katapulte
o 1.2.6.2. Die Wurfmaschinen
o 1.2.6.3. Die Ballisten
o 1.2.6.4. Die Kanonen


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1.2.6.1. Die Katapulte

Als Katapulte bezeichnet man jene Kriegsgeräte, die über einen kurzen »Arm« mit einer Plattform oder Löffel, manchmal auch einem Netz, am Ende Geschosse in flachem Bogen schleudern. Diese Kriegsmaschinen funktionieren meist durch eine Verdrillung (Torsion) von Seilen, die sich beim Lösen schlagartig entspannt und den Wurfarm ruckartig nach oben bewegt. Sie werden daher Torsionsgeschütze genannt und sind die Artillerie der Antike und des Mittelalters.

Sie waren sehr treffunsicher, daher konnte man sie nur gegen Mauern und Gebäude einsetzen und kaum auf einem Schlachtfeld gegen Truppenverbände. Auch gegen Tore wurden sie gerichtet, aber ein solches auch zu treffen, war nicht einfach. Normalerweise wurden mit den Katapulten von Größe und Form her geeignete Steine verschossen, die das Ziel zerschlagen sollten.

Das Katapult oder die Mange (engl. und franz.: Mangonel) ist das klassische Schleuderkatapult, das es schon im Römischen Reich gab. Die Römer nannten das Katapult "Onager" (lateinisch: Wildesel) nach dem Bocken des Geräts unmittelbar nach dem Schuß und weil der Prallschlag des Hebels auf die Begrenzungsplatte sie an einen auskeilenden Wildesel erinnert haben soll.

Wenn der Wurfarm nach vorn fliegt, knallt er in das Lederpolster des schweren oberen Gerüstbalkens. Dies fängt die meiste Wurfenergie wieder ab und bringt die ganze Maschine dazu, hinten ein gutes Stück vom Boden abzuheben und heftig zu wackeln. Deshalb ist es gefährlich, sich beim Schuß in der Nähe des Gerätes aufzuhalten.

Man nutzt die Spannkraft (Torsionsenergie) eines Strangs aus verdrehten Seilen, Sehnen oder Haaren dazu, den Wurfarm gegen einen abgepolsterten Querbalken hochschnellen zu lassen und dadurch mit dem Wurfarm ein Geschoß wegzuschleudern. Eine große Wicklung dieser Seile o.ä. befindet sich jeweils an der Seite des Wurfarms, die enorme Kräfte entwickeln und deshalb auch eine sehr stabilen Bauweise des Katapultes erfordern.

Viele Katapulte besitzen ein löffelförmiges Ende ihres Wurfarms zur Aufnahme der Geschosse. Aber diese Schalen neigen dazu, die Geschosse hoch in die Luft zu werfen und verschwenden somit Flugenergie. Spätere Modelle, aber auch schon der römische Onager, benutzen Wurfschlingen aus Netzen, einer Schleuder ähnlich, wie bei einem Tribok und erreichen so durch dessen Überschwung noch höhere Schußgeschwindigkeiten. Manche Konstruktionen besitzen sowohl den Löffel als auch das Netz und können sogar mehrere Geschosse auf einmal schleudern.

Der Maximalwert ist historisch belegt ein 22 Kilogramm schweres Geschoß (Stein, Brandsatz usw.), welches 365 Meter weit geschleudert wird. Manchmal sind die Katapulte auf Räder montiert, mit denen sie bewegt werden können. Das Katapult wurde von den Rittern des Mittelalters übernommen und von ihnen Mange genannt.

Das Standardgewicht für einen einzelnen Stein bei einem normalgroßen Katapult beträgt 3 Kilogramm. Mittelalterliche Katapulte schleudern eher weit als hoch, und die Flugbahn ist relativ flach. Sie eignen sich nicht unbedingt dafür, Dinge über Stadtmauern zu werfen, sondern sind eher dazu gedacht, diese selbst zu beschießen und zu zertrümmern. Auch gegen Tore werden sie eingesetzt, doch das Treffen ist nicht so einfach, denn der Schuß ist recht unpräzise.

Gut konstruierte Katapulte schleudern ihre steinernen Geschosse bis zu 400 Meter weit. Die leichteren Brandgeschosse haben eine etwas geringere Reichweite. Das Katapult ist allerdings eine ziemlich ineffiziente Waffe. Trotz seiner Größe vermag es nur relativ kleine Geschosse zu verschießen, die um die 3 Kilogramm wiegen.

Vermutlich diente es hauptsächlich dazu, Rauchbomben, Brandgeschosse, Kalk und Griechisches Feuer zu verschießen, weniger Steine. Katapulte wurden in der Antike häufig auch auf Schiffen montiert und wurden dazu benutzt, in der Schlacht gegnerische Schiffe in Brand zu schießen.

Die Rutte oder Federkatapult ist im Prinzip auch ein Katapult, allerdings wird hier die Schußenergie nicht aus der Torsion von Strängen bezogen, wie bei der Mange. Bei der Rutte wird die Antriebsenergie aus der Federkraft des Wurfarms abgeleitet. Die maximale Schußweite beträgt 150 Meter.

Es sind zwei Schußarten bekannt. Einmal werden eine oder zwei Kugeln geschleudert (Konstruktionszeichnung von Leonardo da Vinci in Il Codice Atlanticoi) oder der Hebelarm schlägt auf einen gerichteten Speer (Konstruktionszeichnung in Dictionaire Raisonn de l'Architecture Francaisei) und beschleunigt diesen in Schußrichtung.


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1.2.6.2. Die Wurfmaschinen

Wurfmaschinen sind jene Kriegsgeräte, die über einen langen "Arm" mit einem Löffel und/oder einer netzartigen Schleuder am Ende Geschosse in hohem Bogen regelrecht werfen. Dabei wird der Wurfarm durch ein schweres Gegengewicht langsam, aber schwungvoll nach oben gezogen. Wurfmaschinen gehören ebenfalls zur Artillerie des Mittelalters und sind die Vorläufer des Mörsers.

Sie waren noch weniger treffsicher als Katapulte, zumal sie größer als diese und nur schwer auszurichten waren. Meist beschränkte sich ihr Nutzen auf den Beschuß von Burgen und Städten, deren Gebäude und Schutzmauern. Gegen Truppen waren sie zu schwerfällig und damit fast wirkungslos. Zudem gab es Geschütze, die wegen ihrer enormen Größe mehrere Wochen brauchten, um in Stellung gebracht zu werden.

Meist handelt es sich bei der verwendeten Munition um kompakte Geschosse, wie Steine (große oder mehrere kleinere); Kugeln, mit Erde gefüllte Kisten oder Ballen von mit Schwefelöl oder griechischem Feuer getränkten Stoffen, die beschwert wurden, um weiter fliegen zu können. Griechisches Feuer ist eine Mischung aus Erdöl, Schwefel, Harz und gebranntem Kalk (Pech und Schwefel). Diese Melange klebt, brennt auch auf dem Wasser und ist ein Vorläufer des Napalm.

Tonkugeln mit brennendem Öl verteilen ihren Inhalt beim Aufprall. Flammende Pechkugeln platzen, und ihre brennenden Teile bleiben überall hartnäckig kleben. Töpfe mit gebranntem Kalk verätzen Augen und Atemwege der Getroffenen.

Es wurden aber auch verwesende Tierkadaver (sogar bis zur Größe einer Kuh) in belagerte Städte geschleudert, damit sich dort Seuchen und Krankheiten ausbreiten sollten. Zur Abschreckung und Demoralisierung wurden aber auch schon mal die abgeschlagenen Köpfe feindlicher Soldaten, Spione oder unliebsamer Unterhändler über die Burgmauern geworfen.

Die Wurfmaschine (engl. und franz.: Trebuchet), auch Steinschleuder, Tribok, Trebuchet oder Blide genannt, wurde erstmals im 12. Jahrhunderts eingesetzt. Ihre Wirkungsweise beruht auf der raschen Schwenkung eines langen drehbaren Hebels, an dessen kürzerem Ende ein bis zu vier Tonnen schweres Gegengewicht als Kraft wirkt und an dessen anderem Arm als Abwurfvorrichtung eine aus Seilen geflochtene Netzschlinge mit Geschossen (z.B. Steinen von bis zu 90 Kilogramm Gewicht) mit einem verlängernden Seil angebracht ist. Ein Ende dieser Schlinge ist festgemacht, das andere wird über einen Haken gezogen. Wenn sich das Gewicht absenkt, schnellt das Netz am Wurfarm nach, und sobald dieser beim Schuß die Senkrechte überschreitet, gleitet das Schlingenende vom Haken, und der Stein fliegt frei weiter in Richtung des Zieles.

Als Gewicht dient ein zweites, mit Steinen gefülltes Netz oder ein mit Sand, Erde und Steinen gefüllter Holzkasten. Einige Ausführungen besitzen zusätzlich einen fest montierten Vorratsbehälter mit Schleudergeschossen. Zum erneuten Schuß muß der lange Schleuderarm von mehreren Männern über ein an ihm befestigten Seil wieder heruntergezogen werden.

Wurfmaschinen stehen meist mit ihrem Rahmen fest auf der Erde. Sie besitzen keine Räder, da diese durch den Schwung des Abschusses die Zielrichtung verändern würden. Zum Transport wird der Tribok zerlegt und auf Wagen verladen.

Die Bezeichnung Blide und Tribok gehen auch in zeitgenössischen Quellen wild durcheinander. Nach herrschender Meinung ist ein Tribok die Version mit festem Gegengewicht und Prallschlag. Eine Blide ist die Version mit einem beweglichen, durchschwingenden Gegengewicht.

Beim Tribok versetzt das Gewicht dem Wurfarm in eine Kreisbewegung, bis das Gewicht abrupt durch eine Begrenzung (Prallplatte oder Fußboden) gebremst wird und das Geschoß auf einen ballistischen Weg gebracht wird. Die späteren Versionen (Bliden) verwendeten auf der Geschoßseite das Prinzip der Steinschleuder mit Schlaufe und auf der kurzen Seite ein bewegliches Gegengewicht, welches durchschwingt. Damit konnte die Geschoßenergie gesteigert und die Schußgenaugigkeit erhöht werden (weil das Geschütz nicht durch den Prallschlag dejustiert wurde).

Das Standardgewicht für einen einzelnen Stein bei einem normalgroßen Tribok beträgt 15 Kilogramm. Es können unter Umständen aber auch Geschosse von bis zu 80 Kilogramm Gewicht verwendet werden. Große Wurfmachinen schleudern ihre Geschosse bis zu 300 Meter weit. Sie sind nicht sehr zielgenau, aber die Flugbahn ist ein hoher Bogen. Somit eignen sie sich hervorragend für das Bombardement von Städten oder Burgen über die Mauern hinweg.

Sie schleudern alles mögliche in eine belagerte Festung oder Stadt hinein, von Steinbrocken über Brandgeschossen bis zu menschlichen Leichen und Tierkadavern, die Seuchen auslösen sollten. Manchmal schoß man auch die abgeschlagenen Köpfe von Feinden über die Mauern, um den Gegner zu demoralisieren.

1345/1346 verschossen die Mongolen Pestkadaver bei der Belagerung des genuesischen Stützpunktes Kaffa auf der Halbinsel Krim. Die Pest wurde dann von dort über die sizilianische Hafenstadt Messina nach ganz Europa verschleppt und hatte 25 Millionen Tote (ein Drittel der Bevölkerung Europas) zur Folge. Mit der Blide wurden auch schon mal unliebsame Bürgermeister aus einer Stadt befördert.

Der größte bekannte und historisch belegte Tribok mit Prallschlag konnte mit einem Hebelarm von 15 Metern und einem Gegengewicht von 9.000 Kilogramm ein 136 Kilogramm schweres Geschoß 275 Meter weit schleudern. Die größte Blide (durchschwingender Typ) hatte einen 20 Meter langen Hebelarm und schleuderte ein Geschoß von einer halben Tonne Gewicht 180 Meter weit, bei einer Treffergenauigkeit von 6 mal 6 Metern.

Die Blide wurde zwischen dem 5. und 3. Jahrhunder v.u.Z. in China erfunden und erreichte den Mittelmeerraum im 6. Jahrhundert. Die erste Erwähnung einer Blide in Deutschland ist von 1212. Sie wurde bei der Belagerung der Burg Runneburg des abtrünnigen Landgrafen Hermann I. von Thüringen durch die Truppen Kaiser Otto IV. benutzt.

Eine Rekonstruktion einer Blide nach dem technischen Stand vom Anfang des 16. Jahrhunderts steht in der Burg Runneburg. Diese Blide ist 18 Meter hoch und 30 Tonnen schwer. Sie hat eine Kampfentfernung von 300 Metern mit 80 Kilogramm schweren Steinkugeln in einem Streukreis von 6 Metern. Die Schußfrequenz ist mit einer Bedienungsmannschaft von acht kräftigen Männern ein Schuß pro Stunde.

Der letzte bekannte militärische Einsatz der Blide war bei der Belagerung Tenochtitläns (Mexiko City) 1521 durch Hernando Cortez. Ende des 6. Jahrhunderts bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Blide stark von islamischen Ingenieuren weiterentwickelt (bewegliches Gegengewicht) und so zur Hauptwaffe der islamischen Eroberungen.

Das Wurfzeug (engl. und franz.: Perrier), auch als Zugkatapult, bzw. Pretaria bezeichnet, arbeitet wie der Tribok nach dem Gegengewichtsprinzip, aber statt des schweren Gewichts bewegen Männer den Balken, indem sie an den Seilen des kürzeren, breiten Endes ziehen. Deshalb muß die Maschine in der Regel kleiner sein als der Tribok und kann auch nicht so große Steine schleudern. Dafür ist sie schneller neu zu beladen, da man die Zugseile nur nachlassen muß, um das Wurfnetz abzusenken.

Auch diese Maschine besitzt keine Räder. Das Standardgewicht für einen einzelnen Stein bei einer normalgroßen Pretaria beträgt 5 Kilogramm. Die Pretaria schleudert zwar leichte Steine, aber sie ermöglicht eine relativ hohe Feuerrate, bis zu 10 Steine pro Minute, was einen Schuß alle 6 Sekunden bedeuten würde. Überliefert sind sogar Feuerraten von bis zu 1.000 Schuß in der Stunde, was einen Schuß alle 3,6 Sekunden voraussetzt.

Als Pretariae sowohl von Angreifern wie auch von Verteidigern eingesetzt wurden, gab es Geschichten von Steinhageln, die so dicht waren, daß die Geschosse oftmals in der Luft kollidierten. Das kleine 3-Seil Wurfzeug wird von 6 Soldaten heraufgezogen. Es gibt aber auch Erzählungen von großen Wurfzeugen, die von bis zu 200 Soldaten bedient wurden.

Ein Teil der hohen Feuerrate liegt darin begründet, daß sich das Wurfzeug beim Schuß nicht als Ganzes bewegt und somit seine Ausrichtung beibehält. Das Bedienungspersonal kann während des Schusses seine Positionen beibehalten und die Maschine somit schneller für den nächsten Schuß bereitmachen. Der Lader verbleibt ebenfalls direkt am Gerät und legt einen neuen Stein ein, sobald der Wurfarm sich wieder senkt.

Das Wurfzeug entwickelt eine hohe Fluggeschwindigkeit mit großer Durchschlagskraft. Der Stein kommt im freien Fall über eine bogenförmige Flugbahn und schlägt fast senkrecht auf. Das Wurfzeug wird nicht gegen Burgmauern eingesetzt, wohl aber gegen Holzgebäude, Turmdächer und Schanzkleider an der Burgmauer. Außerdem läßt sich damit natürlich auch gut in Heerlager oder große Abteilungen herannahender Feinde schießen. Natürlich werden nicht nur Steine, sondern alle Arten von Geschossen mit dem Wurfzeug geschleudert.

Das große Trebuchet ist eine gewaltige Kriegsmaschine. Sie wurde im Hochmittelalter entwickelt. Im Prinzip ist sie ein sehr großer Tribok, dessen gefüllter Ballastkorb 15 Tonnen wiegt, und es wurde konstruiert, um Geschosse von bis zu 300 Kilogramm Gewicht zu schleudern. Darüber hinaus ist die drehbar gelagert, um die Schußrichtung wechseln zu können.

Die beladene Kriegsmaschine wiegt rund 21 Tonnen und besteht aus bestem Eichenholz. Der Wurfarm wurde aus zwei längsgespleißten und durch Seilwicklungen miteinander verbundenen Hölzern konstruiert. Am Ende des Balkens befindet sich die Zacke, welche die Schlaufe des Seiles des Schleuderkorbes hält. Eine V-förmige Rinne auf der Rückseite des großen Trebuchet dient sozusagen als "Startbahn" für das zu schleudernde Geschoß und lenkt es in die richtige Richtung.

Schließlich sind auf beiden Seiten der Konstruktion große Tretmühlen für Menschen montiert, die über Winden die Kraft zum Heben des Gegengewichtes und damit zum Absenken des Wurfarms liefern. Der Gebrauch von solchen Tretmühlen wird auf manchen historischen Illustrationen gezeigt; und nebenbei sehen sie auch ziemlich beeindruckend aus. Eine 1997 mit mittelalterlichen Mitteln und Techniken in Schweden erbaute Nachbildung funktionierte tatsächlich.


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1.2.6.3. Die Ballisten

Ballisten sind große Schleudern, die nach dem Prinzip einer Armbrust funktionieren und auch entsprechend aussehen. Sie verschießen gewöhnlich Steine, aber auch stangenartige Geschosse, wie große Bolzen, Speere und Pfeile, oft gleich ganze Schwärme davon auf einmal.

Mit der Balliste (engl.: Ballista, franz.: Balliste) wurden keine Pfeile, sondern Steine, Metallkugeln, Stinktöpfe (siehe Stabschleuder) u.ä. verschossen. Zu diesem Zweck befindet sich in der Mitte der Sehne eine Ledermulde, so wie bei einer Schleuder, in die das Geschoß eingelegt wird. Bei dieser Waffe werden Schieber und Bogensehne mit einer Schraubenwinde zurückgezogen. Der Balken der Schleuder wird mittels einer Radwinde zum Zielen hochgedreht und zum Laden heruntergelassen. Die Arcuballista ist eine Verbesserung der Ballista und kann mehrere Geschosse gleichzeitig oder ohne nachzuladen schnell hintereinander verschießen.

Die Speere schleudernde Ballista, auch Spießschleuder oder Bankarmbrust genannt, wurde 399 v.u.Z. von den Griechen in Syrakus entwickelt, und urkundlich wurde eine von Archimedes konstruierte Bankarmbrust bei der Verteidigung Syracus gegen die Römer 211 v.u.Z. eingesetzt. Sie ist eine mächtige Waffe, die mehrere gerüstete Menschen mit einem einzigen Pfeil ausschalten kann, wenn sie in ein Heer gefeuert wird.

Eine Armbrust funktioniert durch die Spannung der Wurfarme ihres Bogens, die meisten Ballisten beziehen ihre Energie dagegen aus zwei Wicklungen ineinander verdrehter Seile oder Tiersehnen, die senkrecht in einem stabilen Holzgerüst angebracht sind. Der Pfeil ruht in einer horizontalen Führungsrinne zwischen diesen. Zwei waagerechte Holzarme gehen durch die Wicklungen und sind durch eine starke Bogensehne miteinander verbunden. Wenn die Sehne zurückgezogen wird, zieht sie damit die Arme nach hinten, wodurch in der Wicklung eine Drehung und somit eine starke Federspannung (Torsionsenergie) entsteht.

Wie bei einer schweren Armbrust wird die Sehne mit einer Winde zurückgezogen und von einem drehbaren Auslöser oder einer Nuß gehalten. Ballisten werden üblicherweise zur Verteidigung gegen belagernde oder stürmende Infanterie eingesetzt. Um der Bedienungsmannschaft Deckung zu geben, sind sie oft mit hölzernen Schilden verkleidet. Oftmals sind sie sogar drehbar gelagert, aber dennoch können sie nicht sonderlich schnell ausgerichtet werden. Ein typischer Ballista-Pfeil ist 1,50 bis 2 Meter lang. Bronzeflügel stabilisieren seine fast waagerechte Flugbahn, und seine Eisenspitze durchdringt Rüstungen.

Die Torsionsballiste funktioniert im Prinzip wie die Ballista, allerdings wird die Antriebsenergie nicht aus einem großen Bogen bezogen, sondern es sind zwei Hebel mit Torsionssehnen vorhanden. Diese Art der Ballista kann größer gebaut werden als die Bankarmbrust. Der Maximalwert ist historisch belegt ein 4,5 Kilogramm schwerer Speer, der 420 Meter weit geschossen wurde.

Mit einer Standarmbrust, einer überdimensionale Armbrust, die fest auf einen starren Rahmen montiert ist, kann man riesige Bolzen abschießen, die, je nach Größe des Gerätes, schwere Speere an Gewicht noch übertreffen. Diese Bolzen besitzen eine Vierkantige Eisenspitze und Holzflügel als Stabilisatoren. Die Standarmbrust wird mit Hilfe einer Winde gespannt, die von zwei Leuten über lange Kurbeln bedient werden muß.

Die Hornisse (engl.: Hornet, franz.: Frelon) ist eine Form der Arcuballista und ähnelt einer Standarmbrust, ist aber kleiner. Dafür ist der Schaft um so breiter, denn in zahlreichen, parallel verlaufenden Rillen werden gleich mehrere Zwei-Fuß-Kriegsbolzen aufgelegt. Somit können bis zu einem Dutzend der schweren Geschosse auf einmal abgefeuert werden. Durch eine leichte Anwinkelung der Führungsrillen fächert der "Schwarm" etwas auseinander und kann somit mehrere Zinnen oder eine breite Phalanx unter Beschuß nehmen. Auch die Hornisse wird mittels einer Winde oder Schraube gespannt.


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1.2.6.4. Die Kanonen

Eine Kanone besteht aus einem eisernen Gefäß, meist einem Rohr, bei dem ein Ende als Mündung offen und das andere, bis auf das kleine Zündloch, verschlossen ist. Mit der im Inneren explodierenden Treibladung aus Schießpulver wird das Geschoß (Kanonenkugel, Granate oder Schrot) aus dem Lauf in die gewünschte Richtung abgefeuert. Kanonen haben von allen ballistischen Waffen die höchste Reichweite und die größte Einschlagwucht.

Kanonen sind gewöhnlich auf hölzerne Untergestelle, den Lafetten, montiert, die häufig Räder zum Transport besitzen. Vor dem Schuß werden diese Räder oftmals verkeilt, damit der Rückstoß die Lafette nicht zurückrollen läßt, obwohl dies beim Feuern aus Schießscharten in Burgen und Schiffen oft sogar gewünscht wird, damit man das schwere Geschütz zum Nachladen nicht von Hand zurückholen muß. Durch die starren Rahmen der Lafetten kann die Schußrichtung in einer Schlacht nur langsam geändert werden.

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts rechnete man noch alle Feuerwaffen, von der Kanone bis zur Hakenbüchse, zur Artillerie, bei der auch Bürgerliche Karriere machen konnten, und die Stückmeister (Geschützmeister) stellten eine eigene hochbezahlte Gilde dar.

Der Mörser (engl.: Mortar, franz.: Pot de fer), auch Eisentopf, Feuertopf oder Bombarde genannt, ist eine sehr einfache, kurze und großkalibrige Kanone, die im Prinzip nichts anderes ist als ein großer Eisentopf (wie sein französischer Name schon sagt), den man auf eine waagerechte Unterlage legt.

Der Mörser verdankt seinen Namen seiner Form, die dem gleichnamigen alchemistischen Stampfgerät nicht unähnlich ist. Auch der Stopfstab ähnelt schließlich einem Pistill. Mit dieser kurzen "Eisenvase" ist es unmöglich, genauer zu zielen. Der Schuß geht einfach nach vorne los und ist im Grunde nur eine grob gerichtete Explosion.

Die Waffe dient hauptsächlich dazu, den Feind zu erschrecken und Hindernisse, wie z.B. Tore, die direkt vor einem aufgebaut sind, aus dem Weg zu räumen. Mit dem Mörser werden oftmals großkalibrige Bomben oder Granaten verschossen, also Kanonenkugeln, die mit Pulver gefüllt sind und explodieren. Man kann aber auch Schrot breitgestreut in ein anrückendes Heer feuern.

Bei einer Belagerung werden schwere Geschosse im ballistischen Steilfeuer verschossen. Diese haben zwar eine geringe Reichweite, aber enorme Durchschlagskraft durch die große verschossene Masse.

Einen solchen Mörser kann jeder erfahrenere Schmied herstellen. Ein Mörser hat ein Kaliber von etwa 30 bis 40 cm, kann aber auch kleinere Kugeln, mehrere kleinere Kanonenkugeln oder Steine abfeuern. Für eine Mörserladung benötigt man etwa 500 g Schießpulver, und das Laden dauert eine Minute. Allerdings muß der Eisentopf nach jedem Schuß zwei Minuten lang abkühlen, sonst besteht die Gefahr, daß das Pulver sich beim Einfüllen an dem heißen Metall entzündet.

Die ersten historischen, europäischen Quellen von einem Schwarzpulvermörser sind von 1325. Dabei handelt es sich um einen Pot de fer bzw. um ein Rimbaud. Dieser Mörser ist eine vasenförmige Bombarde, bei der das bolzenartige Geschoß aus der Mündung herausschaut. 1339 sind aus diesen Mörsern in Frankreich schon Orgelgeschütze gebaut worden. Montiert ist der Mörser in der Regel auf einer Schlittenlafette oder großen Platte.

Die Kanone (engl.: Cannon, franz.: Canon) ist entweder unbeweglich montiert wie z.B. das Buggeschütz einer Galeere, das starr in Richtung des Rammsporns zeigt und aus geringer Entfernung abgefeuert wird, oder kippbar auf einer Lafette mit vier kleinen Rädern montiert, wie Schiffsgeschütze für eine Breitseite auf einer Galeone oder in einer Befestigungsanlage. Die kleinen Räder dienen zum Zurückziehen der Kanone zum Laden und erneuten Vorschieben wieder in die Geschützluke oder Schießscharte, um sie damit für den Schuß in Stellung zu bringen.

Die älteren Kanonen sind durchweg aus Bronze gegossen, ab Mitte des 15. Jahrhunderts bestehen sie auch aus Schmiedeeisen. Der älteste Fund einer Bronzekanone ist aus Schweden ohne genaue Datierung. Die Konstruktion entspricht aber den Aufzeichnungen von Walter de Milement von 1326/27.

Bei den normalen Kanonen gibt es vor allem in Bezug auf Ladung und Kaliber verschiedene Ausführungen, die sich meistenteils jedoch nur durch die Größe unterscheiden und nach dem Gewicht der Kugel z.B. Vierpfünder, Sechspfünder, Zwölfpfünder etc. genannt werden. Verschossen werden neben Eisen- und Bronzekugeln auch Steinkugeln, da diese leichter und billiger sind, und zudem den Lauf der Kanone nicht so in Anspruch nehmen.

Allerdings läßt die Schußgenauigkeit der einfachen Kanone sehr zu wünschen übrig. Selbst sehr erfahrene Kanoniere können auf größere Entfernung den genauen Einschlagort nicht voraussagen. Einzelne Personen sind schon so gut wie gar nicht zu treffen. Kanonen dienen eher dazu, in die Menge zu schießen und vor allem Gebäude zu belagern.

Besonders am Anfang, als Feuerwaffen noch nicht allzu bekannt waren, hatten Kanonen, und vor allem der damit verbundene Krach, auch einen enormen psychologischen Effekt. Kanonen können nur auf sehr geringe Distanz gezielt gegen kleinere Objekte eingesetzt werden, ansonsten streuen sie zu sehr. Über diese Distanz hinaus können sie nur auf größere Ziele (z.B. Schiffe, Festungen oder eine größere Menschenmenge) wirkungsvoll abgeschossen werden. Darum sind Kanonen vor allem für Belagerungszwecke geeignet oder auf einem Schiff als Bordwaffe gegen andere Schiffe.

Es besteht immer die Gefahr, daß eine Kanone explodieren kann (Materialfehler, zu große Ladung, falsch gestopft etc.) und evtl. die Umstehenden verletzt oder tötet. Nach einer Explosion ist die Kanone natürlich unbrauchbar geworden.

Das Laden einer Kanone erfordert etwas Zeit. Eine Kanone muß zwischen jedem Schuß abkühlen und kann deshalb nur alle paar Minuten schießen. Ansonsten besteht die Gefahr, daß sie beschädigt wird oder das Pulver im noch heißen Lauf beim Einfüllen zündet.

Die Feldschlange ist eine große, schwere Kanone mit einem längeren Lauf aber einem relativ kleinen Kaliber von 7,5 cm. Aufgrund des langen Laufs und der kleineren Ladung kann ein erfahrener Schütze wesentlich weiter und präziser schießen. Die Waffe ist etwa 3 Meter lang und wiegt 150 Kilogramm. Meist ist sie auf einer Fahrlafette montiert.

Die Feldschlange ist die mobile Kanone für das Direktfeuer (klassische Abbildungen von Kanonen im Felde mit großen Rädern sind in der Regel Abbildungen von Feldschlangen). Sie verschießt Vierpfünder-Kugeln, benötigt für eine Ladung jedoch 200 g Schießpulver. Das Laden dauert 40 Sekunden, nachdem die Waffe 2 Minuten lang abgekühlt ist.

Ihren Namen verdankt die Feldschlange der Tatsache, daß man das Mündungsende, das aufgrund des kleinen Kalibers nur wenig beeindruckend war, einfach viel dicker machte und oftmals wie einen Schlangen- oder Drachenkopf ausformte, wobei die Mündung selbst das Maul darstellte. Dies hatte auf den Feind auch einen psychologischen Effekt.

Der erste dokumentierte Einsatz von Feldschlangen ist von 1346 bei der Schlacht von Crecy. Bei dieser Schlacht ist das französische Ritterheer von englischen Langbogenschützen und englischen Feldschlangen mit zweipfündigen Stein- und Eisenkugeln total zusammengeschossen worden.

Allerdings hatten diese frühen Schwarzpulvergeschütze den Nachteile der geringen Schußfolge, die geringe Zielgenauigkeit und die Neigung zu Rohrkrepierern (bedingt durch die schlechte Fertigungstechnik).


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      o 1.2.2. Die Schleuderwaffen
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      o 1.2.4. Die Armbrüste
      o 1.2.5. Die Feuerwaffen
      o 1.2.6. Die ballistischen Waffen
      o 1.2.7. Die Munition für Fernwaffen
o 2. Die Defensivwaffen
o 3. Die Schmiedekunst
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