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1.2.5. Die Feuerwaffen

Feuerwaffen, die mit Pulver Kugeln verschießen sind nicht mehr wirklich typisch mittelalterlich. Vielmehr kamen sie erst in der Renaissance auf, und so richtig setzten sie sich noch viel später durch. Gegeben hat es sie im Spätmittelalter jedoch sehr wohl, und deshalb sollen sie hier nicht unerwähnt bleiben.

Das Schwarzpulver war schon lange vorher den Chinesen (Feuerwerksraketen) und auch den Arabern und Indern bekannt, als es im Mittelalter von verschiedenen europäischen "Forschern" wiederentdeckt wurde. Im Mittelalter verbreiteten sich unter den Gelehrten gewisse Formeln über brennbare chemische Verbindungen, die man mit dem Teufel gleichsetzte und deshalb besser geheimhielt - und vor allem auf keinen Fall dem gewöhnlichen Sterblichen zugänglich machte, der sie sicherlich mißbraucht hätte.

Wegen dieser Vorsichtsmaßnahmen gibt es keine genauen Daten darüber, wer tatsächlich der europäische Entdecker oder Erfinder des Schießpulvers war. Unterschiedlichen Quellen zufolge soll es der Mönch Berthold Schwarz gewesen sein, im Gespräch als möglicher Erfinder ist auch der englische Franziskaner Roger Bacon (1212 bis 1294), aber es ist ebenso möglich, daß es zur gleichen Zeit anderen Alchemisten aus orientalischen Schriften zugänglich war. Am wahrscheinlichsten ist, daß es die Araber bei den Chinesen entdeckt haben und sein Geheimnis nach Europa brachten.

Während Europa die lange, düstere, nachrömische Zeit durchlebte, blühten in den arabischen Ländern die Wissenschaften. Die Araber übersetzten die Schriften der griechischen und römischen Gelehrten und besaßen bereits ein breites Wissen auf dem Gebiet der Chemie. Das schließt jedoch nicht aus, daß die Araber letzten Endes doch die Methode zur Herstellung dieses Explosivstoffes von den Chinesen übernahmen, wie der venezianische Reisende Marco Polo (1254 bis 1323) bezeugt. Durch die Expansion des Islam, über das maurische Spanien, die Kreuzzüge und das Byzantinische Reich erfuhren die christlichen Gelehrten von diesen geheimnisvollen Experimenten und begannen, selbst zu experimentieren.

Schwarzpulver wurde zuerst 1242 von Roger Bacon in einem Mischungsverhältnis von 1 Teil Schwefel, 6 Teilen Salpeter und 2 Teilen Holzkohle beschrieben. Diese Beschreibung hat Roger Bacon dann 1267 veröffentlicht. Dieses Mischungsverhältnis wurde dann 1275 von Marcus Graecus und Albertus Magnus auf die heutige Mischung von 75 % Salpeter, 10 % Schwefel und 15 % Holzkohle verbessert. Ein weiteres Mischungsverhältnis gibt Montauban im 14. Jahrhundert mit 22 Teilen Salpeter, 4 Teilen Schwefel und 5 Teilen Holzkohle an.

Schwarzpulver ist das Treibmittel für Feuerwaffen (Kanonen, Musketen, Hakenbüchsen usw.) Bomben, Granaten und Raketen. Schwarzpulver hat sehr starke und ätzende Rückstände bei Feuerwaffen, daher müssen Feuerwaffen nach jedem Schuß gereinigt werden und nach ca. 10 Schuß einer Grundreinigung unterzogen werden (heute nimmt man daher das wesentlich stärkere und rückstandsfreie Nitropulver für Schußwaffen).

Bis ins 14. Jahrhundert hinein war das Schwarzpulver, das zum größten Teil aus Schwefel, Holzkohle und Salpeter (einer relativ einfach herzustellenden Mischung) besteht, eher als Kuriosität bekannt, mit dem man Feuerblitze und Krach erzeugen konnte.

Schließlich kam jemand, nachdem ihm wahrscheinlich bei einem Experiment mit dem schwarzen Pulver das Labor um die Ohren geflogen war, darauf, daß man das Pulver auch für ganz andere Zwecke einsetzen kann. Wird das Pulver nämlich verdichtet und fest umschlossen (z.B. in einem Metallrohr), so ist seine Wirkung furchtbar, und die Explosivkraft richtet unter Umständen großen Schaden an. So war auch schnell die primitive Form der Kanone erfunden.

Einer der ersten authentischen Nachweise über die Existenz einer Feuerwaffe befindet sich in der von 1326 stammenden Handschrift von Milemete mit dem Titel "Über die Pflichten der Könige". Diese Handschrift enthält die Abbildung eines Kriegers, der die Zündschnur einer nasenförmigen Kanone entzündet. Dieser Vorgang wird als nichts Ungewöhnliches dargestellt, die Abbildung hat rein dekorativen Charakter. Daraus läßt sich schließen, daß die Feuerwaffe damals schon bekannt und relativ verbreitet war, wenn wahrscheinlich auch noch nicht als erprobte, wirksame Kriegswaffe.

Immerhin berichtet schon Jeronimo Zurita in seinen "Annalen von Aragon", daß zur Zeit, als Alfons IV. den Thron des Königreichs von Aragon innehatte, das Heer des Königs von Granada in Alicante einfiel (1331) "und dort großen Schrecken mit einer Kriegsmaschine verbreitete, die mit Hilfe von Feuer Eisenkugeln schleuderte", und 1340, so steht in der Chronik zu lesen, als Alfons Xl. von Kastilien Algeciras, den Schlüssel zur Meerenge von Gibraltar, belagerte, "...warfen die maurischen Einwohner der Stadt apfelgroße Eisenkugeln, und sie schleuderten sie so weit, daß manche von ihnen sogar über unser Heer hinwegflogen, doch andere trafen mitten hinein."

Die ersten primitiven Kanonen, die Bombarden, bestanden aus röhrenförmig geschmiedeten Stahlplatten, die mit Metallringen verstärkt waren. Sie hatten noch sehr viele Nachteile. Vor allem reichte der Entwicklungsstand der Eisenbearbeitung jener Zeit für die Herstellung dieser Waffen nicht aus. Sie erwiesen sich für diejenigen, die dahinter standen, als genauso gefährlich wie für die, auf die damit geschossen wurde. Außerdem war auch die Handhabung des Schießpulvers noch sehr gefährlich, und man mußte erst die richtige Mischung finden, um Fehlschüsse zu vermeiden. Dennoch verfehlten gut ausgeführte Schüsse wohl ihre Wirkung nicht.

Die erste gegossene Kanone war der sogenannte "Pot de fer" (franz.: Eisentopf). Er war der Vorläufer der Mörser, die ihren Namen ihrer Form verdanken, die dem gleichnamigen alchemistischen Stampfgerät nicht unähnlich war. Auch der Stopfstab ähnelte schließlich einem Pistill. Ebenso glich auch die Pot de fer eher einer großen Vase, als einer richtigen Kanone. Die Schußbahn war ein hoher Bogen. Man war sich am Anfang auch noch nicht darüber einig, ob man Pfeile oder Bolzen als Geschosse (wie bei den bis dahin bekannten Fernkampfwaffen, dem Bogen und der Armbrust) einsetzen oder Kugeln benutzen sollte.

Auch sonst gab es noch viele ungelöste Probleme, z.B. was den Rückstoß betraf, was die Waffe am Anfang sehr unzuverlässig und den Aufenthalt in ihrer Nähe gefährlich machte. Erst später wurde die Kanone auf ein entsprechend starres und massives Gestell, die Lafette, montiert, vorher wurde sie einfach auf einem Tisch befestigt oder gar als verkleinerte Handkanone in der Hand gehalten.

Die frühen Handfeuerwaffen (ab 2. Hälfte 14. Jahrhundert bis 15. Jahrhundert) waren Bogen und Armbrust in der Treffergenauigkeit noch unterlegen. Man miniaturisierte einfach eine Kanone so weit, daß man sie in der Hand halten konnte. Die Handkanone (engl.: Hand Cannon, franz.: Main Canon) ist eine sehr primitive, aber eindrucksvolle Waffe. Sie besteht aus einem kurzen bis mittellangen Rohr aus Gußbronze oder Eisen mit Zündloch, das unten und oben einen Griff hat und auf einer Mauer aufgelegt werden kann. Manche besitzen als Vorläufer der Hakenbüchse einem Haken zum Abfangen des Rückstoßes (z.B. Einhaken an einer Mauerbrüstung).

Sie verfügt über einem geraden Schaft aus Holz oder einer Eisenstange. Sie kann auch z.B. auf einem Schiff als kleine Bordwaffe auf Deck drehbar montiert sein. Wird sie in der Hand gehalten, so sind 2 Leute zu ihrer Bedienung erforderlich. Einer hält die Kanone, der andere feuert sie ab. Gezielt kann sie nur auf einem festen Untersatz eingesetzt werden. Ansonsten muß man direkt vor dem Ziel stehen, um es zu treffen. Nach spätestens drei Schüssen ist die Waffe jedoch so heiß, daß sie nicht mehr in der Hand gehalten werden kann und mindestens zwei Minuten lang abkühlen muß. Zum Laden einer Handkanone benötigt man ca. 20 g Schießpulver.

Das Feuerrohr (engl.: Firebarrel, franz.: Feucanne) ist das erste primitive Gewehr. Prinzipiell ist es eine verkleinerte Handkanone, die auf einen Holzschaft montiert ist, damit sich ihre Hitze nicht auf den Schützen übertragt. Auch bei ihm erfolgt die Zündung noch über eine Lunte, die in ein Zündloch gehalten wird. Es ist nicht besonders zielgenau und richtet weniger Schaden an, entspricht in seiner Handhabung aber der Handkanone. Allerdings muß die Waffe nach drei Schüssen nicht abkühlen. Zum Laden eines Feuerrohres benötigt man ca. 16 g Schießpulver.

Am Ende des 14. Jahrhunderts gab es Mörser für den Schuß hoch im Bogen und Feldschlangen für den direkten, flachen Beschuß, die beide für Belagerungen gedacht waren. Die Kugeln mit großem Kaliber waren lange Zeit aus hartem Stein. Sie waren leichter als Eisenkugeln, dadurch war der Rückschlag geringer, die Kanonen explodierten nicht so oft und vor allem waren sie viel billiger.

Ende des 14. Jahrhunderts tauchten auch kleine Handgeschütze auf, die hauptsächlich von Reitern verwendet wurden, und aus denen sich mit der Zeit die Handfeuerwaffen entwickelten. Wenn alles gut ging, flog die Kugel mit ziemlich großem Rückstoß aus dem Rohr; daß sich allerdings die Feinde nach dem ersten Schreck noch viel darum kümmerten, ist nicht anzunehmen. Ihre Wirkung war nämlich recht gering, denn das Ziel anvisieren, in der einen Hand die Waffe halten, sie mit der anderen Hand zünden und das alles auf einem Pferd, das war sicher nicht einfach.

Im Jahre 1378 liefert der Stückgießer Arau zu Augsburg erstmals aus Bronze gegossene Kanonenrohre, aus denen eiserne und bleierne Kugeln und Hohlkugeln geschossen werden konnten. Geladen wurde die Kanone von vorn. Die Treibladung wurde mit dem Setzkolben in das Rohr geschoben. Danach wurde die Kugel eingestoßen, die etwas kleiner sein mußte als der Rohrdurchmesser. In das Zündloch oben am hinteren Teil wurde Pulver geschüttet und mit der Lunte gezündet.

Die Geschütze hatten einen starken Rückstoß, der vom Preller, einem schräg stehenden Holz, auf welches das Rohr auflief, abgefangen wurde. Auch als man die Kanone später, ab dem 15. Jahrhundert, verbesserte, haftete ihr immer noch ein Hauch von Unberechenbarkeit an, so daß die Kanoniere als "mit dem Teufel im Bunde" galten.

So schreibt Martin Luther gegen den Einsatz von Feuerwaffen: "Büchsen und das Geschütz ist ein grausam, schädlich Instrument, zersprengt Mauern und Felsen und führt die Leute in die Luft. Ich glaube, daß des Teufels in der Hölle eigen Werk sei, der es erfunden hat, als der nicht streiten kann sonst mit leiblichen Waffen und Fäusten. Gegen Büchsen hilft keine Stärke noch Mannheit, er ist todt, ehe man ihn siehet. Wenn Adam das Instrument gesehen hätte, das seine Kinder gemacht, er wäre für Leid gestorben."

Gefertigt wurden die Kanonen entweder aus Bronze durch Gießen, oder indem man sie aus Eisenstäben, die um einen runden Träger herum befestigt waren, schmiedete, wobei dies nach Gutdünken des Schmiedes geschah, dessen Erfahrung ihm dabei half, das Material richtig zu bearbeiten (ein paar Schläge konnten schon zuviel sein) und fehlerhafte Stellen rechtzeitig zu entdecken.

Mitte des 15. Jahrhunderts bekamen die Rohre rechts und links der Mitte Zapfen, um die Kanone in der Lafette und im Gleichgewicht zu halten, und um den Rückstoß auf die Lafette zu übertragen. Zum Laden mußte das Geschütz zurückgezogen werden, um die vorn arbeitende Bedienungsmannschaft nicht zu gefährden. Es war auch bei geübten Kanonieren eine langwierige Prozedur.

Deshalb und um Geschosse verwenden zu können, welche die Rohrbohrung voll ausfüllten und ein exakteres Treffen ermöglichten, versuchte man immer wieder, Hinterlader zu konstruieren. Weil man aber damals noch nicht verstand, einen gas- und drucksicheren Verschluß herzustellen, blieb es bei Versuchen, die sich auf Dauer nicht bewährten.

Auch sogenannte Orgelgeschütze mit mehreren Läufen hielten sich nicht lange. Ihre gefährliche Streuwirkung wurde noch besser durch Kartätschen erreicht. Man lud statt mit Kugeln mit zerhackten Metallteilen, die eine furchtbare Wirkung hatten, wurden sie in einen Haufen angreifender Feinde geschossen.

Trotzdem blieben die frühen Kanonen unzuverlässig und gefährlich. Den Siegeszug des Schwarzpulvers konnte jedoch nichts mehr aufhalten, und Kanonen, wie etwas später Gewehre, wurden zur Standardausrüstung der Heere ab dem 16. Jahrhundert. Zwar wurden die Feuerwaffen von den Rittern, genau wie zuvor die gefürchteten Armbrüste, insgeheim verachtet, da mit ihnen nun jeder gemeine Mann einem Ritter gefährlich werden konnte, und es nicht allzu langer Zeit bedurfte, um die Handhabung dieser Waffen zu erlernen, aber auch sie konnten das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen.

Dies änderte jedoch nichts daran, daß die Feuerwaffen lange Zeit als Erfindung des Teufels galten, und dieser angeblich sogar demjenigen, der das Schießpulver erfunden hatte, das Rezept zu seiner Herstellung verraten haben soll.

Die Feldschlange aus geschmiedetem Eisen und mit einem Kaliber von 2,5 Zoll (etwa 6 cm) wurde um 1470 gebaut. Sie war als Hinterlader konstruiert und zeugt von der Erfindungsgabe der Konstrukteure jener Zeit. Diese Waffe war nach allen Seiten beweglich und konnte auf eine bestimmte Schußhöhe eingestellt werden. Damit war sie besonders für die Verteidigung von Burgen und Festungen geeignet, denn bei den Belagerungen benutzten nicht nur die Belagerer Artillerie, man begann auch in den Festungen sehr schnell mit der Anschaffung von Feuerwaffen. Lange Zeit erzielte man damit bei der Verteidigung viel bessere Resultate als beim Angriff.

Die riesigen Ausmaße mancher Feuerwaffen aus der Anfangszeit zeigt die Kanone, die heute im Tower in London zu bewundern ist. Der türkische Sultan Mohammed II. ließ sie 1453 gießen, um damit die Mauern Konstantinopels zu zertrümmern. Sie wiegt mehr als 17 Tonnen, ist fast sechs Meter lang und konnte, so übertreiben die Chronisten, eine halbe Tonne schwere Kugel mehr als eineinhalb Kilometer weit schleudern. Sie ist aus zwei Teilen gefertigt worden, die durch ein Gewinde verbunden wurden. Die dicken Wände der Pulverkammer machten ihre Handhabung gefahrloser. Die ganze Kanone ist aus Bronze.

Ein in Sulzmatt (Elsaß) gefundenes Feldgeschütz entstand um 1500 und weist bereits die wichtigsten Merkmale der späteren Artilleriegeschütze auf, die ohne große Veränderungen bis ins 19. Jahrhundert verwendet wurden. Sie besitzt für die damalige Zeit sehr wichtige Neuerungen. So zum Beispiel das lange Rohr und die ideale mittlere Größe, die ihr ein fast modernes Aussehen verleihen. Sie ist mit Kimme und Korn und einer Räderlafette versehen.

(käsitulirelvad)


Bald nachdem die ersten Kanonen gefertigt wurden, begann man kleinere, handlichere Feuerwaffen zu konstruieren. Zuerst wurde die Kanone einfach miniaturisiert, womit die Handkanone geboren war, die nichts anderes als ein kurzes Stück Rohr mit einem angeschmiedeten Griff war, das man allenfalls auf einer Mauer aufstützen konnte. Spätestens nach dem dritten Schuß wurde die Waffe jedoch so heiß, daß der Schütze sie wahrscheinlich mit bitterer Miene fallen ließ. Also wurde rasch das Rohr auf einen hölzernen Schaft montiert, womit die Urform des Gewehres erfunden war.

Büchse (engl.: rifle) ist eine Sammelbezeichnung für eine Langwaffe, die ein Projektil verschießt, während Flinte (engl.: shotgun) eine Sammelbezeichnung für eine Langwaffe ist, die Schrot verschießt. Als Gewehr bezeichnet man lange Feuerwaffen mit einer Schulterstütze und einer Schäftung die bis zum halben Lauf reicht und als Handschutz dient. Der Begriff Gewehr sagt nur etwas über die Länge und das Zündsystem (Steinschloßgewehr, Radschloßgewehr) aber nichts über das Geschoß (Kugel oder Schrot) aus. Einigen Quellen zufolge zeichnet ein Gewehr der gezogene Lauf im Gegensatz zur Muskete mit glattem Lauf aus.

Am Anfang benötigte man zwei Mann zur schnellen Bedienung des primitiven Gewehres. Einen, der die Waffe hielt und zielte, und einen anderen, der mit einem glühenden Stück Eisen aus dem Kohlebecken neben sich die Pulverladung über dem Zündloch entzündete. Der zweite Mann war nötig, da es unmöglich war, zu zielen und gleichzeitig das Zündloch zu treffen.

Das Gewehr wurde geladen, indem man das Schießpulver aus einer Flasche oder einem Horn von vorn in den Lauf schüttete und es mit einem Stück Papier als Pfropfen feststampfte. Das Projektil, eine eiserne oder bleierne Kugel, wurde danach hineingerammt. Nach dem Laden des Laufs wurde das Zündloch mit feinerem Pulver, dem "Feinkraut", aufgefüllt, damit die Lunte es entzünden konnte. Ein solches Gewehr wog mit Stützgabel gut 8 Kilogramm. Erst um 1625 gab es leichtere Waffen von 5 Kilogramm Gewicht. Die zu verschießenden Kugeln wogen zwischen 40 und 50 Gramm.

Die Hakenbüchse (engl.: Arquebus, franz.: Crouchet Carabine), auch als Arkebuse, Arquebuse, Hackbut oder Harquebus bezeichnet, ist als Nachfolger der Handkanone und Vorläufer des Karabiners zu betrachten und wurde am Bandolier getragen Im Prinzip ist sie die leichtere und kürzere Version der Muskete mit geringerer Reichweite. Sie ist eine zweihändige Waffe und wird wie ein Gewehr abgefeuert, mit dem Unterschied, daß die Arme, nicht die Schulter, den Rückschlag auffangen, da die Waffe nicht auf letzterer ruht.

Die Waffe wird auch Arkebuse (altdeutsch: Arke "Haken" und Buse "Büchse", also Hakenbüchse) genannt, da sich unter dem Lauf oft ein hakenartiger Vorsprung befindet, so daß sie auf einer Mauer oder Brustwehr aufgesetzt werden konnte, um den Rückschlag abzufangen. Jahre nach ihrer Entwicklung dehnte sich der Begriff als allgemeine Bezeichnung für kleine Handfeuerwaffen aus, der von Kavalleristen verwendet wurde.

Die neuen Waffen hatten umwälzende Veränderungen bei der Reiterei zur Folge. Berittene Schützen wie die Arkebusiere, Dragoner usw. trugen nur noch Brust- und Rückenpanzer sowie Helm (Morion oder Sturmhaube). Die Arkebusiere waren für Überraschungsangriffe geschult. Sie preschten an den Feind heran, schwangen sich aus dem Sattel und eröffneten das Feuer.

Die Arkebuse ist eine große, zweihändige primitive Feuerwaffe mit glattem Lauf (im Gegensatz zu Läufen mit Feldern und Zügen darin) gemeint. Aus dem letzten Grund ist die Waffe eben noch kein echtes Gewehr. Sie ist ein Luntengewehr und damit ein sehr gefährliches Gerät, für den Benutzer fast ebenso gefährlich wie für das Ziel. Beim Nachladen muß der Schütze die glimmende Lunte in der linken Hand halten, während er mit der rechten nachlädt.

Das Laden einer Luntenflinte erfordert eine knappe Minute, und man benötigt ca. 8 g grobes und 2 g feines Schießpulver. Die Hakenbüchse begann im 16. Jahrhundert allmählich die Armbrust auf dem Schlachtfeld abzulösen. Eine spätere Form der Arkebuse besteht ganz aus Eisen mit einem dünnem Schaftstiel und einem Griffbügel an seinem Ende.

Die Quartbuse gleicht eher einem Streitkolben als einer Feuerwaffe, und es läßt sich auch so verwenden. Auf einem Holzschaft sitzt eine Eisentülle, um deren Ende herum vier Miniaturkanonen ringförmig aus einem Gußstück aneinandergesetzt sind. Die vier Mündungen wirken wie der Vorläufer einer Revolvertrommel, sind aber nicht drehbar gelagert. Dies ist allerdings die Waffe als Ganzes. Man dreht die Waffe so in der Hand, daß der geladene Lauf nach oben ragt und dem Schützen sein Zündloch zuwendet. Der Schütze setzt die Lunte in Brand, feuert die Waffe ab und dreht sie anschließend so weit (90°) herum, daß der nächste geladene Lauf von ihm gezündet werden kann. So kann der Schütze viermal schießen, ohne nachladen zu müssen. Sind alle Läufe abgefeuert, muß er nachladen oder kann die klobige Waffe wie einen Streitkolben verwenden. Wegen ihrer sehr kurzen Läufe dürfte die Quartbuse sie jedoch nicht sehr treffsicher sein und nur für kurze Distanzen taugen, daher auch ihre zweite Funktion als Nahkampfwaffe.

Das Orgelgeschütz ist eine sehr breite, mehrläufige Form der Arkebuse, bei der fünf Läufe wie eine Batterie von Miniaturkanonen nebeneinander mit metallenen Schellen auf einer brettartigen Holzunterlage befestigt sind. Die einzelnen Läufe können über Zündlöcher abgefeuert werden. Diese Waffe wurde um 1430 von den Hussiten in den gleichnamigen Kriegen eingesetzt. Hervorzuheben ist besonders das als schmiedetechnische Meisterleistung seiner Zeit einzuschätzende Orgelgeschütz mit 49 Rohren in sieben Reihen. Jede Reihe läßt sich über eine separate Zündmulde einzeln abfeuern (zu sehen im Museum Veste Coburg).

Die nächste Verbesserung war die Erfindung des Luntenschlosses. Man benötigte dazu eine Lunte, eine Art glimmende Zündschnur, die aus einem zusammengerollten Stück Papier oder Stoff bestand, und die sehr langsam abbrannte, sowie den eigentlichen Schloßmechanismus. Dieser bestand aus einer Zündpfanne, in die feines Pulver geschüttet wurde, und einer Serpentine, einem schlangenförmig gebogenen Metallstück als Halterung für die Lunte, die daran befestigt wurde. Sobald der Lauf geladen war, wurde die Pfanne mit Schießpulver gefüllt und die Pfannenabdeckung geschlossen. Bewegte man die Serpentine nach unten, zuerst per Hand, später über einen einfachen Federmechanismus mittels des Abzugs, wurde die glimmende Lunte von der herabschlagenden Serpentine in das Pulver in der Zündpfanne gedrückt, wodurch dieses entzündet wurde, und das Feuer sich durch das Zündloch seinen Weg in das Innere des Laufes fraß, wo die eigentliche Ladung explodierte, und der Schuß damit ausgelöst wurde.

Man benötigte zwei Sorten von Schießpulver, eine feinere Sorte für das Laden der Pfanne und eine gröbere Sorte für das Stopfen des Laufs. Beide Sorten wurden in verschiedenen Behältern transportiert, wobei ein normales Pulverhorn 100 g Schwarzpulver faßte.

Die Muskete (engl.: Musket, franz.: Mousquet) ist ein schweres, langes Gewehr, dessen Lauf beim Zielen durch einen gabelförmigen Ständer gestützt wird. Auch die Muskete ist ein Luntenschloßgewehr, und Musketenschützen werden als Musketiere bezeichnet. Zum Laden einer Muskete benötigt man ca. 15 g grobes und 2 g feines Schießpulver. Der Ladestock zum Stopfen des Laufs ist praktischerweise in einer Art Scheide unter dem langen Lauf untergebracht. Das Laden dauert 40 Sekunden.

Der ziemliche Kraftaufwand beim Spannen einer Armbrust war auch ein Grund, warum im späten Mittelalter die Muskete eingeführt wurde. Eine Muskete hat eine wesentlich geringere Durchschlagskraft, eine geringere Kampfentfernung und eine geringere Zielsicherheit, aber benötigt keinen Kraftaufwand zum Laden. Aufgestellt wurden größere Verbände von Musketieren (Infanterie mit der Muskete als Hauptwaffe) vor allen aus Kostengründen.

Die Luntenschloßpistole (engl.: Pistol, franz.: Pistolet) ist eine Pistole, die nach demselben Prinzip wie ein Luntenschloßgewehr funktioniert. Sie kann einhändig abgefeuert werden, doch zum Laden werden beide Hände benötigt. Sie kann also auch auf einem Pferd benutzt werden, vorausgesetzt, das Tier steht beim Nachladen still. Zum Laden einer Luntenschloßpistole benötigt man ca. 6 g grobes und 2 g feines Schießpulver. Viele Pistolen besitzen am Knaufende eine kolbenförmige Verdickung, so daß sie wie eine Keule eingesetzt werden können.

Pistolen haben ihren Namen übrigens von der italienischen Stadt Pistola, und die Entwicklung dieser Waffe war ein besonders wichtiger Schritt in der Geschichte der Feuerwaffe. Nun konnte also zum erstenmal die Kavallerie befriedigend mit Schußwaffen ausgerüstet werden.

Der Luntenschloßmechanismus war fürs erste recht zufriedenstellend, und das Luntenschloßgewehr war bis ins 16. Jahrhundert sehr weit verbreitet. Mit der Zeit jedoch sann man auf eine bessere Lösung. Der Umgang mit dem Luntenschloßgewehr war eine sehr umständliche und immer noch nicht ganz ungefährliche Sache. Man mußte im Kampf stets darauf achten, daß einerseits die Lunte, die zu diesem Zweck oft an beiden Enden brannte, nicht ausging, andererseits aber beim Nachladen die brennende Lunte nicht mit dem Pulver in Kontakt kam. War die Waffe schließlich geladen, so mußte die Lunte oft in ihrer Halterung nachjustiert werden, da sie inzwischen weitergebrannt und zu kurz geworden war.

Gustav I. Vasa, seit 1544 erblicher König von Schweden, überführte die Kirchengüter in Staatsbesitz, hatte die Reformation gefördert und die Bibel ins Schwedische übersetzen lassen, er legte aber auch die Grundlagen der später so gefürchteten schwedischen Militärmacht in der Gründung eines gut ausgerüsteten stehenden Heeres und einer vorbildlichen Verwaltung.

Sein späterer Nachfolger Gustav II. Adolf (geb. 1594, regierte 1611 bis 1632, also bis zu seinem Tode in der Schlacht von Lätzen) baute darauf seine Machtpolitik auf und schuf die schwedische Herrschaft über die Ostsee. Er gliederte die Regimenter nach ihren Herkunftsgebieten, sah auf straffe Disziplin, gründete in seinem Lande Gewehrfabriken.

Seine einheitlichen Fußtruppen gehörten zu den bestausgerüsteten Soldaten jener Zeit. Das eine Drittel einer Infanterieeinheit waren noch Pikeniere, mit bis zu 5 Meter langen Spießen ausgerüstet, mit Eisenhut, Küraß, also mit Brust- und Rückenpanzern, vielfach auch mit Armrüstung. Zwei Drittel aber führten Gewehre, Hakenbüchsen oder Musketen. Um ruhig und sicher zielen zu können, wurde die Muskete auf die Stützgabel, den Haken, gelegt, das Pulver im Zündloch mit der brennenden Lunte entzündet.

Der Soldat trug eine Sturmhaube, einen sogenannten Morion, ein mehrfarbiges Wams, den Küraß und Degen. Von der linken Schulter zur rechten Hüfte trugt er ein Bandolier, an dem lederbezogene Holzbüchsen hingen, in denen die Pulvermenge für einen Schuß abgemessen war. Eine große Pulverflasche hing rechts am Leibriemen.

Die rechte Hand packte das Pulverbüchschen, drückte den Deckel mit dem Daumen auf und ließ die Pulvermenge in das Rohr laufen. Er holte aus dem am Bandolier hängenden Kugelbeutel die Bleikugel (die Beutel faßten etwa 30 Stück), deren Durchmesser kleiner als die Rohrbohrung war, und ließ sie in den Lauf fallen. Mit dem hölzernen Ladestock wurde ein Lappen nachgestoßen, um die Ladung abzudichten. Mitzutragen hatte der Soldat ein Putzzeug, die Räumnadel, um das Zündloch zu säubern, und ein Fläschchen Öl. In einem kleineren Holzbüchschen am Bandolier war das Zündkraut, fein gemahlenes Schwarzpulver, das auf die Zündpfanne geschüttet wurde.

Neben der großen Pulverflasche hingen aufgerollt weitere Luntenschnüre, jede etwa 1 Meter lang. Die Lunte brannte gut, wenigstens bei trockenem Wetter, aber sie konnte den Schützen bei Nacht verraten. Deshalb wurde ein "Verberger" mitgenommen, eine mit Löchern versehene, spitz zulaufende Blechröhre, in welche die brennende Lunte gesteckt wurde und wo sie einige Zeit weiterglimmen konnte. In einer Stunde brannte die Lunte 30 Zentimeter ab, beim Marsch soll, um zu sparen, nur einer von 12 Mann mit brennender Lunte marschiert sein.

Das Laden der unhandlichen, schweren Gewehre war nicht so einfach und mußte nach Kommandos einheitlich geschehen. Man wollte ja ein Massenfeuer, denn die Treffsicherheit war gering, die Wirkung nur bis 200 Meter, aber die Durchschlagskraft auch bei Harnischen gut. In vielleicht zwei Minuten konnte ein Schuß abgegeben werden. Die Ladegriffe waren selbst bei den praktischen Schweden in 95 Tempos und Griffe eingeteilt. Ein Tempo war zum Beispiel das Anblasen der Lunte, um sie beim Entzünden des Zündpulvers hell brennen zu lassen.

In der geladenen Muskete lag zuunterst die eingeschüttete Pulvermenge, darüber die Bleikugel, dann der Lappen als Abdichtung. In der durch den Zündkanal mit der Ladung verbundenen Pfanne befand sich das Zündpulver. Die Lunte wurde in den Haken geklemmt. Wurde am Abzug gezogen, brachte der Haken die brennende Lunte auf das Zündkraut. Eine Feder drückte den Haken wieder nach oben. Die Lunte wurde ausgeklemmt, damit bei neuem Laden sich kein Schuß unbeabsichtigt lösen konnte.

Ende des 16. und im 17. Jahrhundert war die Muskete in Europa allgemein verbreitet. Die Musketiere schossen gegen den Feind, zuerst das vordere Glied der gestaffelt aufgereckten Infanterie. Das erste Glied trat dann hinter die anderen zum Laden zurück, das zweite Glied schoß, usw. So wurde der Angriffsstoß der Pikeniere gegen den Feind vorbereitet.

In den zu erobernden oder in Besitz genommenen Gebieten in Amerika oder Afrika waren die Feuerwaffen der Schrecken der Eingeborenen. Aber nach einiger Zeit sahen die Menschen dort, daß auch Soldaten mit diesen Waffen zu besiegen waren. In Afrika und vor allem in Amerika, wo der Kleinkrieg eine große Rolle spielte, machten sich die Eingeborenen zwei andere Waffen zunutze: den Hinterhalt und die Dunkelheit. Hier machten sich die Mängel der Muskete enorm bemerkbar. Bis die Waffen neu geladen waren, hatten die Eingeborenen genug Zeit, sich heranzuschleichen, eine Salve von Pfeilen abzuschießen, die selten ihr Ziel verfehlten, und wieder zu verschwinden.

Die Erfindung der Papierpatrone verbesserte ein wenig die Schußfolge. Man biß die Kugel ab, füllte ein bißchen Pulver in die Zündpfanne und den Rest in den Lauf. Dann ließ man die Kugel in den Lauf rollen. Das Papier diente als Dichtung, um alles fest anzudrücken und festzuhalten.

Die Notwendigkeit eines Schlosses ohne Zündschnur beschäftigte die Erfinder immer wieder. Bis zur Erfindung des Steinschlosses schuf man verschiedene Arten von Zündungen ohne Zündschnur, aber alle waren viel zu teuer und zu empfindlich, um damit die gesamte Infanterie auszurüsten.

Findige Tüftler, wahrscheinlich aus dem Uhrmacherhandwerk, ersannen schließlich zwischen 1620 und 1640 in Frankreich oder Deutschland den Radschloßmechanismus, auch Flint- und Batterieschloß genannt. Dieser ähnelt dem Mechanismus eines einfachen Feuerzeugs. Durch Drehen eines Schlüssels wird der Radschloßmechanismus über eine Feder aufgezogen. Beim Betätigen des Abzugs entspannt sich die Spiralfeder, wodurch sich ein stählernes, geriffeltes Rad dreht. An dieses Rad wird über einen Federmechanismus eine Hund genannte Halterung gedrückt, die der Serpentine ähnelt, aber in ihrer Funktion einer Schraubzwinge gleicht. Zwischen den Backen des Hundes ist ein Zündstein aus Schwefelkies eingeklemmt, der, an das Rad gedrückt, nun wie bei einem Feuerzeug Funken sprüht, wodurch das Pulver in der Zündpfanne zündet, und schließlich auch der Schuß ausgelöst wird. Radschloßpistole

Das Radschloßgewehr und auch die Radschloßpistole waren auf diese Weise sehr einfach zu bedienen und auch leichter. Ein Haken zum Auflegen war bei diesen leichteren Waffen nicht mehr nötig. Zudem konnte (z.B. bei Reisen) der Mechanismus schon vorher aufgezogen werden, und die Waffe war damit ständig schußbereit.

Allerdings war der Mechanismus für die damalige Zeit sehr kompliziert und konnte nur von speziellen Handwerkern (z.B. einem Uhrmacher wieder repariert werden, während ein Luntenschloßgewehr auch von einem einfachen Dorfschmied wieder gangbar gemacht werden konnte. Dies machte die Radschloßwaffen zu sehr teuren Waffen, die sich nur wohlhabendere Leute wie Kaufleute oder Adelige leisten konnten, während Luntenschloßgewehre die Hauptbewaffnung der Soldaten blieben.

Das Radschloßgewehr oder Steinschloßgewehr entspricht einer Muskete mit einem Radschloßmechanismus. Dieser vereinfacht die Bedienung des Gewehrs sehr. Verliert man aber im Kampf den Schlüssel für das Radschloß, dann kann die Waffe nur noch als Knüppel eingesetzt werden. Reichweite und Schaden sind gleich dem eines normalen Luntenschloßgewehres guter Machart. Eine Radschloßflinte zu laden, dauert mindestens eine halbe Minute, und man benötigt ca. 10 g grobes und 1 g feines Schießpulver. Mit den Radschloßwaffen ging das Schießen schneller und sicherer. Ob sich ein Schuß lösen würde, war nicht mehr so sehr vom Wetter abhängig. Regnen durfte es allerdings immer noch nicht.

Als bevorzugte Waffe von Kaufleuten und Adeligen ist die Radschloßpistole meist reich mit Messingbeschlägen verziert oder sogar vergoldet. Da der Mechanismus ohnehin schon sehr teuer ist, kommt es darauf schließlich auch nicht mehr an. Ist das Radschloß einmal gespannt, so kann die Waffe schußbereit aufbewahrt werden. Eine gute Radschloßpistole hat auch eine einfache Sicherung, um ungewolltes Auslösen durch Erschütterung zu verhindern. Die Radschloßpistole kann zudem auch von einem Reiter benutzt werden. Nachladen kann er aber nur, wenn das Pferd stillsteht. Zum Laden einer Radschloßpistole benötigt man ca. 4 g grobes und 1 g feines Schießpulver.

Zur Standardausrüstung eines Schützen gehörten zur damaligen Zeit, neben der Waffe auch Pulverhorn, Ladestock, Kugelbeutel und Pfropfen (aus Papier oder Werg). Zuerst wurde die Zündpfanne mit feinem Pulver gefüllt, dann das Gewehr selbst mit etwas gröberem. Dazu wurde der Lauf von vorne mit dem Pulver gefüllt und mit dem Ladestock verdichtet, der bei moderneren Gewehren praktischerweise in einer Art Scheide im Schaft unter dem Lauf aufbewahrt wurde. Darauf folgte die Kugel, und der Pfropfen verschloß das Ganze und hielt die Kugel im Lauf fest.

Hatte man schlechtes Pulver, so mußte man eine entsprechend größere Menge nehmen, und eine kleinere Waffe war dann fast bis zur Mündung gefüllt. Überhaupt kam es sehr auf das Schwarzpulver an. Es durfte, mit Ausnahme für das Zündpulver in der Pfanne, nicht zu fein sein, sonst nahm es Feuchtigkeit an und brannte nur noch ab, ohne zu explodieren. Die Kugeln wurden meist vom Schützen selbst, mit Hilfe einer Form, aus Blei gegossen.

Der Karabiner (Stutzen) (engl.: Carabine) Der Karabiner ist die kurze Version des Gewehrs bzw. einer Weiterentwicklung der Hakenbüchse mit Radschloß, für den Gebrauch von Kavalleristen, speziell Dragonern (mit Sattelschuh bzw. Scabbard) und speziellen Infanteristen, den Carabinieri, die diesen Karabiner zusätzlich zu den normalen Nahkampfwaffen am Schulterriemen, dem Bandolier, über den Rücken geschlungen tragen.

Der Stutzen ist eine speziell geschäftete Version des Karabiners, wobei der Schaft bis zur Mündung geht und den Lauf dabei vollständig umschließt und schützt. Diese Waffe war z.B. bei Gamsjägern bzw. Gebirgsjägern sehr beliebt, da sie durch die geringe Größe so wenig wie möglich beim Klettern und in unwegsamen Gelände behindert und auch mal einen Stoß vertragen kann, ohne gleich um die Ecke zu schießen.

Die Schrotflinte (engl.: Shotgun, franz.: Fusil), auch Stutz- oder Streubüchse genannt, ist eine sehr großkalibrige Waffe, mit der keine Kugel (der Lauf ist zu dünnwandig), sondern nur Schrot verschossen werden kann. Der kleine Holzkolben steht in Diskrepanz zu der sich trichterförmig erweiternden Mündung, die wie die Öffnung einer Posaune aussieht. Diese dient zur Erhöhung der Streuung des Schrots. Mit dieser Waffe werden eine oder mehrere Kugeln im Nahkampf abgefeuert, wenn es nicht auf genaues Zielen und Treffen, sondern auf größere Streuwirkung ankommt. Es gibt sie mit Lunten- oder Radschloßmechanismus, wobei Letzterer teuer und eher ungewöhnlich ist. Das Laden erfordert entsprechend viel Zeit. Für einen Schuß werden 20 g grobes und 2 g feines Schießpulver benötigt. Mit grobem Schrot kann das Gerät selbst einen Bären von den Pfoten blasen. Manche Versionen besitzen zusätzlich noch ein ausklappbares Bajonett am Lauf.

In den gesetzlosen Zeiten wurden zahlreiche Feuerwaffen zur Verteidigung gegen bewaffnete Überfälle von Privatleuten hergestellt oder umgebaut. Ein Ehrenmann zu Pferde konnte ein Paar Holsterpistolen am Sattel führen; bei einer Kutschfahrt nahm er vielleicht eine kleine Pistole in der Manteltasche mit. Häufig hatten der Kutscher oder einer der Mitreisenden eine sogenannte Blunderbuss-Flinte in Griffweite. Diese Flinte eignete sich besonders zur Verteidigung auf kurze Distanz; sie wurde auch auf Schiffen eingesetzt.
   Die breite Mündung half, den Gegner abzuschrecken, und wenn dies nicht gelang, gab die Ladung aus zahlreichen Bleikugeln selbst nervösen Schützen die Chance, ihr Ziel zu treffen. Blunderbuss-Flinten besaßen häufig Bajonette als zusätzlichen Schutz, und der Kolben konnte als Keule benutzt werden. Natürlich eigneten sich diese Steinschloßwaffen genauso gut dazu, den finsteren Absichten des Räubers Nachdruck zu verleihen.
    Diese Waffen feuern eine Ladung kleiner Schrotkugeln ab und haben nur eine kurze Reichweite. Für einen Schuß werden 15 g grobes und 2 g feines Schießpulver benötigt. Die Flinte aus dem späten 18. Jahrhundert besitzt ein federnd gelagertes Bajonett, das, sobald eine Sperre gelöst wird, nach vorn klappt und einrastet.

Das Granatwerfergewehr ist eine beeindruckend massive Waffe, deren Zweck darin besteht, die Reichweite der Granaten zu erhöhen. Es tauchte zum erstenmal im 16. Jahrhundert auf. Es ist ein großkalibriges Steinschloßgewehr, dessen Ladung ausreicht, um eine Granate weit fortzuschleudern. Vorn verbreitert sich der Lauf zu einem Topf, in den die Granate gestopft wird.
    Vor dem Schuß muß die Lunte der Granate in Brand gesteckt werden. Jede Fehlkalkulation in bezug auf das Entzünden der Granatlunte kann zu tödlichen Verletzungen des Grenadiers und aller Umstehenden führen. Die Waffe ist schon im ungeladenen Zustand enorm schwer (5 Kilogramm). Für einen Schuß werden 30 g grobes und 2 g feines Schießpulver benötigt. Geladen wiegt sie gut 6,5 Kilogramm und entwickelt einen mörderischen Rückstoß.

Die kurzen Schlagwaffen des 16. Jahrhunderts waren auch die beliebtesten Objekte für die Konstruktion von Kombinationswaffen. Feuerwaffen wurden mit allen möglichen Blank-, Schlag oder Stangenwaffen zu einer neuen, vielseitigen Waffe verbunden. Reiterhämmer und -äxte waren aber durch ihre Konstruktion und durch ihren Charakter prädestiniert für diese Spielereien. Der eiserne Schaft wurde einfach in das Laufrohr umgebildet und der ohnehin verdickte Handgriff verbarg den Schloß- und Abzugsmechanisinus.

Solche ausgefallenen Waffen waren sehr teuer und so war es kein Wunder, daß ausgerechnet die Waffen der Anführer und Befehlshaber zu Kombinationswaffen ausgebaut wurden. Über den Gebrauchswert solcher Waffen kann man streiten. Natürlich konnte die Kugel im Kampf einen Vorteil bedeuten, aber der Aufzugsmechanismus der Radschlösser, die meist in solchen Waffen verbaut wurden, war derart aufwendig, daß er im Kampfgetümmel praktisch gar nicht aufgezogen werden konnte oder der Überraschungsfaktor verloren ging.

Läßt man diesen Faktor außer Acht, gab es keinen guten Grund, den Schaft der Waffe durch einen Lauf zu schwächen und nicht einfach eine Pistole an den Sattel zu hängen. Kombinationswaffen drücken vielmehr die Lust am Außergewöhnlichen, am technisch Machbaren der Renaissance und des Manierismus aus. Auf die verschiedenen Varianten von Kombinationswaffen soll hier im einzelnen nicht näher eingegangen werden.

Wie man sich leicht denken kann, helfen Rüstungen gegen Feuerwaffen nicht besonders und erweisen sich beim Laden eher als hinderlich, weshalb man auch nach dem Auftauchen der Feuerwaffen in den folgenden Jahrhunderten von massiven Rüstungen abkam.

Da der Schuß einer Kanone, einer Lunten- oder Radschloßwaffe verzögert losgeht (das Feuer muß sich erst seinen Weg durch das Pulver von der Zündpfanne bis zur eigentlichen Ladung fressen), kann jemand, der das Aulösen der Waffe registriert, der Schußrichtung ausweichen. Der Kugel selbst kann natürlich nicht ausgewichen werden.

Der richtige Umgang mit Feuerwaffen muß erst erlernt werden. Im Gegensatz zum Bogenschießen oder Speerwerfen geht dies jedoch einfacher, da man eigentlich nur zielen können und nicht erst einen komplexen Bewegungsablauf erlernen muß.

Lange Zeit waren in der Geschichte sowohl Schwert und Bogen als auch Feuerwaffen gleichzeitig in Gebrauch. Dies lag an der Unsicherheit der ersten Feuerwaffen und der langwierigen Prozedur, um sie nachladen zu können. So wurden Pistolen lange Zeit nur von reichen Reisenden getragen, die sich sonst kaum gegen Banditen und wilde Tiere wehren konnten. Nicht jeder war ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, und noch weniger konnten mit dem Bogen umgehen.

Zudem waren die Schußwaffen, vor allem die Radschloßwaffen, sehr teuer, und auch Pulver und Kugeln belasteten den Geldbeutel. Verzierte Pistolen wurden so zum Statussymbol der Reichen. Erst später, nachdem einige Erfindungen die Feuerwaffen verbesserten, waren sie Schwert und Bogen überlegen und konnten diese verdrängen.

Um 1700 hatten alle europäischen Heere das Steinschloßgewehr übernommen. Die Schußweite betrug etwa 200 Meter. Der Flintstein, ein Feuerstein aus Schwefelkies, mußte nach 30 Schuß ausgewechselt werden. Er war in die Schraubklemme des Hahns geklemmt. Die Klemmen waren häufig mit Leder ausgeschlagen, damit der vorstehende Feuerstein nicht verrutschte.

Zog man am Abzug, wurden Sperre und Feder gelöst. Der Hahn schlug auf die Batterie nieder. Diese wiederum diente als Deckel für die Pfanne und schützte in geschlossenem Zustand das Zündpulver vor dem Herausfallen und einigermaßen vor Feuchtigkeit. Der Hahn mit dem vorstehenden Flintstein fiel gegen die Batterie, schlug sie auf, die entstehenden Funken entzündeten das Zündpulver und dieses die Ladung im Lauf. Das Laden erfolgte wie beim Luntengewehr.

Die Artillerie erfuhr keine grundlegende Umwandlung. Doch durch die Änderungen von Details wurde auch hier manches verbessert. Zuerst ging es um die Beweglichkeit. Die moderne Bewegungstaktik machte schnelle Positionswechsel der Artillerie notwendig. Geschütze, die im Galopp durchs Gelände gezogen wurden, mußten gezwungenermaßen solide und leichte, voneinander getrennte Räder haben, und der Schwerpunkt des Geschützes mußte sehr tief liegen.

Man unterschied zwei Arten der Artillerie: die leichte oder Feldartillerie und die schwere Artillerie für Festungen und Belagerungen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Problem der übermäßig vielen Kalibermaße gelöst, die dem Artilleristen ziemliches Kopfzerbrechen bereiteten, wenn er sich Munition besorgen mußte. Man reduzierte sie auf wenige gängige Maße. Die Geschosse paßten ziemlich genau. Weder fielen sie durch den Lauf, noch mußte man sie hineinpressen.

Man entwarf ein einziges Modell einer Lafette, für die man dann Ersatzteile im Feld mitführte. Durch eine Spindel wurde das Geschütz gehoben und gesenkt und damit die Schußentfernung reguliert. Die seitliche Ausrichtung erfolgte durch Schwenken der Lafette. Oben waren zwei Griffe angebracht, um das Rohr abheben zu können. Mit einiger Treffgenauigkeit schoß man auf 600 bis 800 Meter.

Das Steinschloß wurde bis zur Einführung des Perkussionsgewehrs (mit Zündhütchen) verwendet, also bis in die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts. Nach dem Siebenjährigen Krieg wurde das Steinschloßgewehr durch das konische Zündioch verbessert, welches das Aufschütten von Zündpulver auf die Pfanne unnötig machte, weil nun ein Teil der Treibladung durch das Zündloch auf die Pfanne lief. Außerdem wurde ein verbesserter stabiler Ladestock entwickelt.

Eine Haubitze nannte man eine Kanone, die ihre Geschosse nicht so weit, aber in flacherer Flugbahn gegen den Feind schleuderte. Das Kaliber lag bei 15 cm. Geladen wurden alle diese Geschütze von vorn. Die Pulverladung wurde mit einem Ladestock eingeführt, die Kugel nachgeschoben und das zuvor ins Zündloch geschüttete Pulver entzündet. Das genaue Gegenteil ist der Mörser mit großkalibrigem, kurzem Rohr, ein Steilfeuergeschütz mit geringerer Reichweite für den Festungskrieg. Die üblichen Kaliber maßen zwischen 20 und 30 cm. Dieses Belagerungsgeschütz war gewöhnlich nicht auf eine Räderlafette montiert.

Man verschoß nicht nur Granaten, Hohlgeschosse mit Pulverfüllung, die durch eine brennende Lunte kurz vor oder nach dem Auftreffen entzündet wurden und explodierten. Die "Grenadiere" warfen solche kleinen "Handgranaten" auch auf kurze Distanz gegen den Feind. Um größere Reichweiten zu erzielen, wurden spezielle Granatwerfer-Gewehre im 18. Jahrhundert entwickelt. In einer Konvention am 11.12.1868 in Petersburg (Petersburger Deklaration über die Verwendung von Explosivgeschossen) wurden Granatgewehre für Sprengstoffe untersagt.

Schießpulver kann man übrigens leicht unbrauchbar machen, indem man es mit Wasser übergießt. Der Salpeter löst sich auf, und der Sauerstoffträger fehlt.


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