KATAPULTE 
                im griechisch-r�mischen Altertum

Geschichte
Die ersten Katapulte wurden um 400 v.Chr. in der m�chtigen griechischen Stadt Syracus auf Sizilien erfunden, unter der Herrschaft von Dionysios I. (ca. 430-367 v.Chr.). Zun�chst konstruierten die griechischen Techniker eine verh�ltnism��ig kleine mechanische Waffe, den gastraphetes, eine Art Armbrust. Der Gastraphetes  bezog seine Kraft aus einem starken Kompositbogen. Die milit�rische Wirkung der neuen Waffe w�hrend der Belagerung von Motya (Sizilien)  397 v. Chr. ermutigte die Techniker, die Waffe zu vergr��ern. Sie bauten einen st�rkeren Gastraphetes, den nun kein einzelner Mensch mehr spannen konnte. Daher montierten sie ihn auf eine Lafette und f�gten zum Spannen der schweren Waffe eine Winde hinzu. Physikalische  Gegebenheiten verhinderten dann aber die Vergr��erung der Waffe �ber eine gewisse Grenze hinaus. Der Wunsch nach Vergr��erung der Waffe blieb jedoch bei den Milit�rs bestehen. So wurden in der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. anstelle der starken Kompositb�gen nunmehr Torsionsfedern zum Antrieb der Katapulte eingef�hrt. Diese Federn bestanden aus vorgespannten, elastischen Seilb�ndeln, wobei die Seile aus Ro�haar oder Tiersehnen gefertigt wurden. Eine solche Torsionsfeder konnte beliebig vergr��ert werden. Man konnte nun sehr gro�e Katapulte bauen.  Die neuen Katapulte waren mit je zwei Torsionsfedern versehen, welche die beiden Arme des Katapults bewegten. Die zweiarmigen Torsionskatapulte verdr�ngten bald die alten Waffen der Gastraphetes-Bauart.  Alexander der Gro�e setzte die neuen  Waffen bereits in seinen Feldz�gen ein. In der folgenden hellenistischen Epoche besa�en bald s�mtliche Heere der K�nigreiche und alle m�chtigen griechischen Stadtstaaten gro�e Arsenale von Torsionskatapulten. Inschriften von der Chalkothek  auf der Akropolis von Athen erw�hnen um 330 v. Chr. die ersten dieser Katapulte unter den dort aufbewahrten Waffen.  - Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurden die beiden Haupttypen der zweiarmigen Katapulte standardisiert:  einerseits das leichte Pfeilkatapult (euthytonon), andererseitsder schwere Steinwerfer (palintonon). Diese Waffen konnten nun nach den Standard-Formeln und Baubeschreibungen gebaut werden, die in den damals entstandenen technischen Schriften niedergelegt waren. Schwere Waffen dieses Standards wurden bald auch von den neuen M�chten Karthago und Rom �bernommern.  -  Katapulte hellenistischer Bauart wurden auch unter Kaiser Augustus eingesetzt, als Vitruv sein Werk de architectura schrieb. Er widmete diesen Waffen drei Kapitel. - Um 100 n.Chr. haben r�mische Techniker eine v�llig neue Bauart der Torsionskatapulte entwickelt.  Pfeilgesch�tze der neuen Bauweise sind auf der Trajanss�ule in Rom dargestellt.  Diese Katapulte blieben bis zum Ende der r�mischen Antike im Einsatz. Aus der Sp�tzeit der Antike ist au�erdem ein  einarmiger Steinwerfer bekannt, der onager.

Katapulte in der antiken Kunst
Die antike Kunst hat nur Pfeilkatapulte abgebildet, und auch diese Abbildungen sind selten:
        Balustradenrelief vom Athena-Bezirk, Pergamon; 2. Jh. v. Chr. (Berlin, Pergamonmuseum)
        Eros-Gemme; sp�thellenistisch oder augusteisch (aus der Gemmensammlung des  Tommaso Cades)
        Relief vom Armilustrium(?) in Rom; flavisch (jetzt in den Uffizien, Florenz)
        Relief auf dem Grabstein des Vedennius, Rom; Ende des 1. Jh. n. Chr. (Rom, Vatikanische Museen)
        Verschiedene Wiedergaben auf den Reliefs der Trajanss�ule, Rom.
Von den gro�en Steinwerfern sind keine Reliefs bekannt.

Technische Abhandlungen aus der Antike �ber Katapulte
Seit dem 3. Jh. v.Chr. haben zun�chst griechische, sp�ter auch r�mische Techniker ausf�hrliche Bauanweisungen f�r Katapulte ver�ffentlicht. Die meisten waren mit technischen Zeichnungen versehen. Diese Abhandlungen sind auch heute f�r das Verst�ndnis und den Nachbau von Katapulten von grundlegender Bedeutung. Die wichtigsten sind:
Philon, Belopoiica  - Heron, Belopoiica  -  Vitruvius, De Architectura  X.10-12  - Pseudo-Heron, Cheiroballistra.

Arch�ologische Funde
Der erste als Katapult identifizierte Fund ist in Ampurias (Spanien) ausgegraben worden; er wurde 1914 von W. Barthel ver�ffentlicht. Weitere Funde kamen dann erst seit den siebziger Jahren unseres Jahrhunderts zutage. Die Fundorte sind �ber die gesamte antike Welt verstreut:
Gornea und Orsova (Rum�nien);  Sunion und Ephyra (Griechenland);  Cremona (Italien); Auerberg (Deutschland); Azaila und La Caridad (Spanien);  Bath und Elginhaugh (Gro�britannien); Lyon (Frankreich); Pergamon (T�rkei); Hatra (Irak); Pityus (Georgien); Mahdia (Tunesien); Sala und Volubilis (Marokko). Die neuen Funde haben unsere Kenntnis der Katapulte erheblich vertieft. Sie werfen auch Licht auf die Entwicklung der antiken Technik.

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 ï¿½ D. Baatz,  D-64297 Darmstadt                                                                                              Vers. 18. Oktober  2001