PALINTONON
- zweiarmiges Torsionskatapult (schwerer Steinwerfer)
Steinwerfer mit Torsionsfedern wurden seit der Mitte
des 4. Jh. v. Chr. gebaut. Der ausgereifte Standardtyp dieser Waffe, das
Palintonon, entstand jedoch erst nach mehreren Schritten einer längeren
Entwicklung im Lauf des 3. Jh. v. Chr. und wurde damals von dem antiken
Techniker Philon von Byzanz in dessen Werk Belopoiica beschrieben,
ebenso in dem Werk des späteren Technikers Heron von Alexandria. Den
Beschreibungen waren bereits technische Zeichnungen
beigefügt, die durch Kopien aus dem Mittelalter überliefert sind.
Die abgebildete Rekonstruktionsskizze nach Philon zeigt ein schweres
Palintonon für Steinkugeln von 1/2 Talent (ca. 13 kg) Gewicht. Das
Gesamtgewicht dieser Waffe betrug rund 3000 kg; das Seilmaterial der beiden
Torsionsfedern wog alleine 330 kg! Im Gegensatz zum Euthytonon konnte
das Palintonon leicht in seine Hauptbestandteile zerlegt werden: in die
zwei Torsionsfedern mit ihren hölzernen Rahmen, die lange Leiterstrebe
mit Pfeife, Winde und Flaschenzug, schließlich die Lafette. Wegen
des enormen Gewichts und der sperrigen Größe war es unerläßlich,
ein solches Palintonon für den Transport zu zerlegen, sonst hätte
die Waffe nicht über die zumeist schlechten und engen Straßen
der damaligen Zeit bewegt werden können. - Die Steinkugeln wurden
üblicherweise in einer flachen Bahn verschossen, nicht in hohem Bogen,
wie oftmals irrtümlich in der neueren Literatur angenommen wird.
Der zweiarmige Steinwerfer wurde bis in die römische
Kaiserzeit eingesetzt. Der römische Architekt und Ingenieur Vitruvius
beschrieb das Palintonon in seinem Buch De architectura unter der
lateinischen Bezeichnung ballista.
ONAGER
- einarmiges Torsionskatapult (Steinwerfer)
Rekonstruktion
von E. Schramm
Die Torsionsfeder des Onagers war horizontal angeordnet. Der einarmige Steinwerfer stellt eine Mechanisierung der Stabschleuder dar. Bei dieser handelt es sich um eine altertümliche Handschleuder zum Werfen kleiner Steine.
Die älteste Beschreibung des Onagers stammt aus spätrömischer
Zeit und wurde von Ammianus Marcellinus in der Mitte des 4. Jh. n.
Chr. geschrieben (Ammianus XXIII 4,4-7). Während der römischen
Republik und in der älteren Kaiserzeit war das römische Heer
nicht mit einem solchen Katapult ausgerüstet.
Bauplan und Beschreibung: Schramm 1918, 70-74 Taf. 10; Marsden 1971, 249-265.
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Bibliographie
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© D. Baatz, D-64297
Darmstadt
Vers. 22. Juni 2001