Rondell

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Dieser Artikel erläutert das Artilleriebauwerk; ein Rondell ist auch ein rundes Beet in einer Gartenanlage.
Rondell im Chateau de Salses (Südfrankreich), Zeichnung von Viollet-le-Duc
Rondell im Chateau de Salses (Südfrankreich), Zeichnung von Viollet-le-Duc
Rondell des Heidelberger Schlosses, gezeichnet von Matthäus Merian, 1620
Rondell des Heidelberger Schlosses, gezeichnet von Matthäus Merian, 1620

Das Rondell ist ein im Grundriss rundes oder gerundetes Artilleriebauwerk von besonderer Stärke, dessen Höhe der des angrenzenden Walls entspricht.

Durch die im Vergleich zum Turm massivere Konstruktion des Rondells wurde die Platzierung von schweren Geschützen ermöglicht. Als Baumaterial fanden sowohl Erde als auch Mauerwerk Verwendung; im letzteren Fall konnten auch Räume (Kasematten) im Inneren eingerichtet werden.

Rondelle kamen im 15. Jahrhundert auf, als sich Kanonen allmählich zu einer effektiven Belagerungswaffe entwickelten. Rondelle sind die ältesten, permanenten Artilleriebauwerke. Ihre Blütezeit lag im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Wie die hufeisenförmige Bastei besitzt auch das Rondell einen sogenannten Toten Winkel, der es angreifbar macht. Zudem fanden auf der oberen Ebene der Rondelle nur wenige schwere Geschütze Platz. Auch in den Kasematten des Rondells konnte man nur wenige Kanonen postieren, da sie dort einen starken, langsam abziehenden Pulverdampf erzeugten. Das Rondell stellte lediglich eine Erweiterung spätmittelalterlicher Verteidigungsbauten dar und war den festungsbaulichen Anforderungen der frühneuzeitlichen Geschütze nicht vollständig gewachsen. Auch der Bau von besonders großen und massiven Rondellen wie dem von 1563 bis 1585 errichteten Munot in Schaffhausen stellte keine ausreichende wehrbauliche Antwort dar.

Aufgrund dieser Nachteile wurde das Rondell im Laufe des 16. Jahrhunderts vielerorts nach italienischem Vorbild von der winkligen Bastion mit fünfeckigem Grundriss abgelöst. Trotz der Vorteile der Winkelbastion wurden diverse europäische Festungen bis weit in das 17. Jahrhundert hinein durch Rondelle geschützt, was zum Teil in den hohen Kosten des Festungsbaus begründet lag. Zudem verbreitete sich das Wissen um die bastionierte Befestigungsweise in manchen Teilen Europas recht langsam. Auch Jahrzehnte nach Erfindung der Winkelbastion wurden Rondelle errichtet, wie etwa seit 1572 in Rothenburg ob der Tauber. Manche Festungen bestanden komplett aus ineinander übergehenden Rondellen, beispielsweise das Deal Castle an der englischen Südküste, mit dessen Bau 1539 begonnen wurde. Ende des 18. und im 19. Jahrhundert wurde das Rondell aufgrund der veränderten Militärtechnik wieder vermehrt angewandt.

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