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Jakobsstab

Wenn ein Schiffsoffizier oder Jachtensegler unserer Tage mit seinem Sextanten ein Gestirn "schießt", so wird er kaum wissen, daß der so geläufige Ausdruck "Schießen" sich vom "Jakobsstab" herleitet, der mit seinem Querstab in der Tat Ähnlichkeit mit einer Armbrust besaß und aus diesem Grunde von den Portugiesen auch "balestilha" genannt wurde.

Die Engländer nannten ihn "cross staff" oder "fore staff". Die Bezeichnung "Jakobsstab" erhielt das Gerät wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Sternbild Orion, das im Mittelalter mit dem Pilgerstab des Jacobus Major verglichen und deshalb mitunter auch so benannt wurde. Beschrieben hat den Jakobsstab 1342 zum ersten Mal der jüdische Gelehrte Levi ben Gerson, bekannt durch sein von orthodoxen Zeitgenossen angefeindetes, episches Werk "Milhamot Adonai", die "Werke Gottes".

Unter dem Namen "Kamal" lernte Vasco da Gama den Jakobsstab kennen, als er sich an der ostafrikanischen Küste einen arabischen Lotsen an Bord holte. Beim Gebrauch wurde das eine Ende des Längsstabes, der auf allen vier Seiten mit Gradeinteilungen versehen war, unter dem Auge auf das Jochbein gelegt und das andere Ende in Richtung auf die Sonne gehalten.

Der verschiebbare Querstab mußte dabei mit einem Ende auf der Kimm stehen und mit dem anderen die Unterkante des Gestirns berühren (Abb.). Der Längsstab bildete demnach die Halbierende des Winkels im Auge des Beobachters zwischen Kimm und Sonnenrand. Dort, wo der Querstab die Gradskala schnitt, war der volle Winkel abzulesen.

Größere Genauigkeit versuchte man durch Anbringung zweier verschieden großer Querstäbe zu erzielen. Bis zu drei Querstäbe wurden mitunter benutzt. Auch in der Landvermessung fand der Jakobsstab vielfältige Verwendung.


Quelle : Dreier, Franz A. : Winkelmessinstrumente -Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert-. Berlin 1979

Texterklärungen zu Navigation und Winkelmessistrumenten